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Weinanbau in BaLie: Eher untypisch - aber durchaus möglich

Leckerer Silvaner oder Cabernet Cortis muss nicht immer aus dem Elbtal oder von der Mosel stammen, auch in Bad Liebenwerda reifen die saftigen Trauben für etwa 2.000 Flaschen aus dem Südbrandenburgischem. Winzer Rico Leonhardt hat die Weinbautradition auch an die Elster.

Augenscheinlich ist Rico Leonhardt ist ein ganz normaler junger Mann: verheiratet, zwei Kinder, beschäftigt im Familienbetrieb. Dennoch ist der Winzer im Nebenerwerb ein Exot in der Region rund um Bad Liebenwerda. Er baut auf seinem „Feld“ mit etwa 2.500 Rebstöcken seit etwa sechs Jahren seinen eigenen Wein an. Für etwa 2.000 Flaschen hat der Ertrag der Sorten Cabernet Cortis (rot), Bronner, Kerner und Silvaner (weiß) im vergangenen Jahr gereicht. Bei zwei von ihnen hat er sich für besonders pilzresistente Sorten entschieden, die aber auch noch mit dem sehr sandigem Boden in der Region Bad Liebenwerda noch klarkommen. Bereits seit seiner Jugend interessierte er sich für den Weinanbau und hat früher in der Küche der Großeltern Früchte verarbeitet und fantasievolle Getränke kreiert. Dann ging es mit zehn Weinreben los.
Nach seiner Winzerlehre in Meißen und seiner Tätigkeit im renommierten Weingut Vincenz Richter, zog es den Brandenburger wieder in die Heimat zum Familienbetrieb. Die Idee für den Weinanbau hat er kurzerhand mitgenommen. „Ohne den Wein wäre ich nicht wieder nach Hause gegangen“, versichert er. Aber Rico Leonhardt hatte Glück: Gerade als sein Antrag auf so genannte Rebrechte beim Land eingeflattert war, standen neue Flächen zur Verfügung und er konnte vor etwa sechs Jahren loslegen.
Erst nach drei Jahren hat er mit Hilfe von Freunden, Bekannten und vielen Helfern aus der Familie die erste Lese eingebracht. Das war für alle ein tolles Erlebnis. Dann zu erleben wie der Wein reift, um im richtigen Moment in Flaschen abgefüllt zu werden fasziniert ihn immer noch. Mit viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl, Ruhe und auch ein etwas Glück hofft er auch in diesem Jahr auf einen hohen Oechsle-Grad, der den Süßegehalt des Weines ausdrückt. Natürlich hat der Winzer in Bad Liebenwerda keinen traditionellen Weinberg, wie man es aus dem Elbtal kennt, seine Reben stehen auf einer ebenen Fläche. Dort versucht er die Vorteile des Hang-Anbaus gekonnt auszugleichen. „Nicht nur das ein Weinberg irgendwie typischer aussieht, auch kann mögliche Nachtkälte oder leichter Frost am Hang besser abfließen. Auch wird die Wärme des Tages am Hang besser für die Nacht gespeichert“, erklärt der Winzer. Aber er sei mit dem relativ trockenen und warmen Klima in der Region ganz gut zufrieden, solange der Wein wachse und gedeihe. Übrigens in Bezug auf Schädlinge aus der Luft setzt er auf eine ganz einfache, aber sehr wirkungsvolle Methode, die für den Wein völlig ungefährlich ist. „Wir haben eine Vogelschrei-Anlage angebracht. Das Gerät gibt lebensecht Flucht- oder Revierrufe von Vögeln aus. Damit werden gefräßige Artgenossen vertrieben“, erklärt er. Gegen andere Schädlinge Pilze oder Insekten setzt er lieber ausschließlich auf biologische Mittel. Bereits in den kommenden Tagen wird die diesjährige Lese starten. Für die Traubenverarbeitung wurden die Nebengebäude am heimischen Häuschen fit gemacht und erweitert.
Dann hofft Rico Leonhardt nur noch auf einen ähnlich milden, kurzen Winter, wie in den vergangenen zwei Jahren - ein bisschen feuchter könnte er aber gerne sein. Dann habe der Wein keine Probleme. Übrigens, seine „Brötchen“, um davon zu leben, kann der junge Familienvater mit seinem Weingut noch nicht verdienen. Hauptberuflich arbeitet er im Familienbetrieb seiner Großeltern, Landhotel „Bieberburg“.   Seinen Wein gibt es aber in ausgewählten Geschäften der Stadt, natürlich im Hotel der Großeltern,  der  Shell-Tankstelle der Eltern und im neuen „Comeback EE“ Geschäft in Finsterwalde. Begeistert war der Weinbauer in diesem Jahr vom Weinfest in Bad Liebenwerda. Dort konnte er sogar den ersten Federweißer servieren. • Weitere  Infos unter www.rico-leonhardt.de (Verena Farrar)


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