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Stadtmarketing als Idee für Elsterwerda

Der Gewerbeverein Elsterwerda engagiert sich fast 30 Jahre lang für eine attraktive Stadt. Für eine zielgerichtete Gestaltung und Vermarktung wäre jedoch ein Stadtmarketing sinnvoll. Eckart Schmidtchen, Vorsitzender des Gewerbevereins Elsterwerda, dazu im WochenKurier-Interview.
Eckart Schmidtchen ist der Vorsitzende des Gewerbevereins in Elsterwerda. Foto: sts

Eckart Schmidtchen ist der Vorsitzende des Gewerbevereins in Elsterwerda. Foto: sts

Herr Schmidtchen, das neue Jahr nimmt Fahrt auf. Mit welchen Gefühlen blicken Sie ins neue Jahr? Eckart Schmidtchen: „Das Jahr selbst macht neugierig. Wir haben im Dezember einen Plan für die Aktionen des Gewerbevereins im Jahr 2018 erstellt und jetzt liegt es am Verein, die Veranstaltungen mit Leben zu füllen. Ich schaue sehr optimistisch in das Jahr, denn jedem ist klar, dass wir für die Stadt und besonders für die Innenstadt etwas tun müssen, um Kunden zu bekommen. Von allein wird uns in Zukunft kaum einer mehr finden.“ Wie bewerten Sie die aktuelle Situation der Einzelhändler in der Stadt? Eckart Schmidtchen: „Die Einzelhändler in der Stadt Elsterwerda kämpfen damit, dass die Geschäfte räumlich zu weit auseinander liegen und die Kunden gegenüber einem Einkaufszentrum 100 oder 200 Meter zum nächsten Geschäft laufen müssen. Streckenweise fehlen Parkplätze oder sie sind nicht zu den Zeiten verfügbar, wenn man gern einkaufen möchte. Hier muss man sich Gedanken machen, wie man die Dinge minimieren kann, denn lösen wird man sie grundsätzlich nicht von heute auf morgen.“ Wie stellt sich in der Stadt der Leerstand von Gewerberäumen dar? Eckart Schmidtchen: „Das ist für mich persönlich ein großes Problem. Ich kann streckenweise nicht nachvollziehen, warum Leerstände vorhanden sind. Der Gewerbeverein kann jedoch nicht der Verantwortliche für die Vermarktung und Vermietung von leerstehenden Gewerberäumen sein. Das müssen die Hauseigentümer selbst übernehmen beziehungsweise mit Unterstützung von öffentlicher Seite.“ Der Gewerbeverein wirkt bereits seit 28 Jahren in Elsterwerda. Was war vor fast drei Jahrzehnten die Motivation, einen Gewerbeverein zu gründen? Eckart Schmidtchen: „Die Motivation damals war die gleiche, wie sie heute auch ist. Wir wollen die Stadt Elsterwerda und ihre Innenstadt im näheren Umfeld bekannt machen und zeigen, dass wir ein attraktiver Einkaufs- und Wohnstandort sind, mit vielfältigem Handel und Dienstleistungen.“ Inwieweit konnten die abgesteckten Ziele und Aufgaben bisher umgesetzt werden? Eckart Schmidtchen: „Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Viele Geschäfte schließen aus Altersgründen, Nachfolger gibt es nicht, denn die Bedingungen sind für sie sehr schwierig. Natürlich heißt selbstständig selbst und ständig und das ist für viele heute nicht das Erstrebenswerteste im Leben. Zudem haben die Händler teilweise damit zu kämpfen, dass sie keine Mitarbeiter mehr für ihre Läden finden, weil einfach die Arbeitszeiten zu ungünstig sind. Das motiviert auch kaum jemanden, sich selbstständig zu machen oder ein Unternehmen zu übernehmen. Letztendlich werden die, die noch vorhanden sind, näher zusammenrücken müssen.“ Wie betrachten Sie den Onlinehandel? Eckart Schmidtchen: „Der Onlinehandel ist ein zweischneidiges Schwert. Einmal ist es eine interessante Lösung für alle Kunden. Es ist schnell und wetterunabhängig, der Kunde muss nicht vor die Tür. Es wird immer leichtfertig gesagt, dass wir Händler Onlinehandel anbieten sollten, aber das bedeutet dann auch, dass dieser wie ein Unternehmen geführt werden muss. Man macht nicht einfach so einen Onlinehandel. Man muss sich mit den Gesetzgebungen für beide Seiten auskennen, den Onlineshop pflegen – und das ist etwas, was man nicht nebenbei machen kann. Was wir in Elsterwerda unternehmen können, ist einfach, unsere Dienstleistungen am Kunden vor Ort stärker zu vermarkten. Natürlich muss der Kunden bereit sein, diese auch zu bezahlen. Früher haben wir Dienstleistungen als Service angeboten, denn wir haben das Geld mit dem Handel verdient. Heute verkaufen wir Dienstleistungen und berechnen eben die entsprechende Arbeitszeit. Und das müssen Kunden lernen und verstehen.“  Wie könnten die genannten Herausforderungen gelöst werden? Eckart Schmidtchen: „Eine Lösung wäre ein Stadtmarketing. Unter diesem Dach müsste vieles vereint werden. Seit zwei Jahren stoße ich das in der Stadtverwaltung immer wieder an. Stadtmarketing bedeutet für mich, dass eine Stelle bei der Stadt vorhanden ist, die sich um die Vermarktung der Innenstadt und um die Veranstaltungen im Zentrum kümmert. Als Gewerbeverein würden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten natürlich unterstützen. Im Rahmen des Stadtmarketings muss es auch eine zentrale Plattform für Informationen geben – wie etwa leerstehende Gewerberäume, Dienstleistungen oder Veranstaltungen in der Stadt. Wir mit unseren kleinen, meist inhabergeführten Geschäften, sind dazu gar nicht in der Lage. Das ist im Augenblick ein großes Problem. Wer von den Händlern will die Zeit und die Kraft dazu erübrigen. Da muss es jemanden geben, der zentral die Fäden in der Hand hält. Ich sehe Elsterwerda zukünftig als attraktiven Wohnstandort vor Dresden. In diese Richtung sollten wir uns orientieren. Hier könnte ein Stadtmarketing mit Informationsständen etwa auch auf Messen in Dresden für die Stadt Elsterwerda werben. Die Vorteile unserer Stadt liegen auf der Hand. Wir haben ein komplettes Schulsystem, ein Klinikum und gute Zugverbindungen nach Dresden. Dieses Marketing kann aber ein Gewerbeverein nicht übernehmen, sondern ist Aufgabe einer Stadtverwaltung und eines Stadtmarketings. In diesem Punkt ist auch die neue Bürgermeisterin gefragt. Sie hat sich ja auf die Fahne geschrieben, dass eine Wirtschaftsförderung in Elsterwerda stattfinden muss. Und da hoffen wir, dass sie ihre Ideen umsetzen kann.“ Inwieweit unterstützt die Stadtverwaltung bereits den Gewerbeverein? Eckart Schmidtchen: „Das sind finanzielle Mittel für Veranstaltungen wie für die Historische Einkaufsnacht und auch viele Stunden, die der Bauhof hinsichtlich Veranstaltungen absolviert. Da sind wir sehr dankbar, dass das sehr unbürokratisch funktioniert.“ Zurzeit sind 30 Mitglieder im Gewerbeverein aktiv. Was verbindet die unterschiedlichen Branchen und Charaktere miteinander? Eckart Schmidtchen: „Bei allen Sorgen, die wir haben, haben alle Mitglieder den festen Glauben, dass wir Elsterwerda nach vorn bringen können. Zurzeit nimmt aber der Betrieb eines jeden einzelnen eine wichtige Stellung ein und so ist es schwer, entsprechende Ideen umzusetzen. Man kann nicht verlangen, dass wir Händler extra Mitarbeiter einstellen, um Freiräume zu schaffen und einen Verein zu führen. Da muss es andere Wege geben. Wie die konkret aussehen, wird der neue Vorstand entscheiden müssen, den wir im März wählen werden.“ Was sind eigene, neue Projekte im Gewerbeverein? Eckart Schmidtchen: „Ende 2017 haben wir uns entschieden, erstmals einen Flyer zu gestalten, der die Aktionen des Gewerbevereins für 2018 enthält. So können unsere Kunden und Gäste auf einen Blick sehen, was wann in Elsterwerda passiert, welche Vereinsmitglieder zum Gewerbeverein gehören und wo sie in der Stadt zu finden sind. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Autoshow – unserem Jahresauftakt in Elsterwerda. Dazu laden wir mit verkaufsoffenem Sonntag am 8. April in die Innenstadt ein. An dem Tag werden Autohäuser ihre Neuwagen vorstellen. Zudem gibt es ein kleines Rahmenprogramm.“       Wer kann alles Mitglied im Gewerbeverein werden und wohin können sich Interessierte wenden? Eckart Schmidtchen: „Mitglied im Verein können alle natürlichen und juristischen Personen werden, die über 18 Jahre sind – egal, ob sie in Elsterwerda wohnen oder nicht. Alle, denen Elsterwerda am Herzen liegt, können Mitglied werden. Wir als Vorstand stehen für Anfragen gern zur Verfügung. Kontaktmöglichkeiten sind auf unserer Internetseite unter www.gewerbeverein-elsterwerda.de zu finden.“ Ihr letztes Wort…? Eckart Schmidtchen: „Ich möchte mich bei allen bedanken, die unseren Gewerbeverein in den vergangenen Jahren unterstützt haben. Viele von ihnen stehen nicht immer in der Öffentlichkeit. Und vielleicht finden wir auch neue Unterstützer, die sagen, dass es sich lohnt, Elsterwerda am Leben zu erhalten.“


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