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„Jeder Tag ist spannend und herausfordernd“

Herold Quick geht am 27. Januar 2018 in seine 3. Amtszeit als Bürgermeister von Falkenberg/Elster. Er wurde im Herbst mit 82,5 Prozent in seinem Amt bestätigt. Der Rathauschef im WochenKurier-Gespräch.
Bürgermeister Herold Quick. Foto: Stadt Falkenberg/Elster

Bürgermeister Herold Quick. Foto: Stadt Falkenberg/Elster

Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?
Herold Quick: „Das ist ein ganz tolles Ergebnis, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. 82,5 Prozent sind etwas ganz Besonderes und ein eindeutiges Vertrauen der Bürger. In den vergangenen 16 Jahren musste man als Bürgermeister oft auch unpopuläre Entscheidungen treffen. Doch die Bürger haben gesehen, dass man gewillt ist, gemeinsam mit den Abgeordneten und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, die Stadt voranzubringen. Ich glaube, dass zählt für den Bürger und nicht die eine oder andere Satzung, die ihn belastet. Für die Bürger ist es wichtig, wie es der Stadt geht, was für Familien, Kinder und Senioren getan wird - und in diesem Feld bewegen wir uns recht gut.“ Sie gehen 2018 in Ihre 3. Amtszeit als Bürgermeister von Falkenberg/Elster. Was überwiegt: Routine oder Neugier?
Quick: „Eine gewisse Routine ist natürlich vorhanden, jedoch keine generelle. Und eine allgemeine Routine kann auch nicht aufkommen, da jeden Tag ein anderes Problem durch die Rathaustür hereinspaziert kommt. Es vergeht kein Tag, wo nicht etwas auftaucht, womit man sich beschäftigen muss, was man vorher nicht ahnte. Also - Routine im Handling ist da, aber es ist nicht zur Routine geworden. Jeder Tag ist spannend und für mich und meinem Team herausfordernd. Das zeigen nicht zuletzt die Aufgaben, mit denen wir uns momentan beschäftigen. Ich denke nur an die vielen Baumaßnahmen, die auf dem Plan stehen.“ Für weitere acht Jahre haben Sie jetzt erneut die Möglichkeit erhalten, Falkenberg/Elster zu gestalten. Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
Quick: „Acht Jahre sind eine sehr lange Zeit. Was in dieser Legislatur alles passieren wird, kann man heute nicht voraussagen. Ich weiß nur, was wir bereits in der Vergangenheit angeschoben haben und was wir gern umsetzen wollen. Mit Weitblick auf die acht Jahre gesehen ist das, was noch nicht erledigt ist, zum Beispiel die Sanierung unterer Bahnhof mit gleichzeitigem Brückenneubau. Da waren wir 2015 schon ein Stück weiter. Damals hatten wir in Verantwortung der DB AG den Neubau eines ESTW, eines Elektronischen Stellwerks, in Falkenberg vorgestellt bekommen. Die Maßnahme war vom Bund und der Bahn initiiert. Wir hatten zahlreiche öffentliche Veranstaltungen und Beratungen dazu und dann wurde es plötzlich wieder abgeblasen. Bis heute kennen wir den Grund dafür nicht. Vermutlich hatte sich die Bahn mit den vielen Projekten finanziell übernommen. Jetzt waren wir im vergangenen Jahr beim Bundesverkehrsministerium und dort hat man uns zugesagt, dass das ESTW kommen wird. Der Bund stelle der Bahn das Geld zur Verfügung. Die Frage sei bloß wann. Dieses ESTW ist für mich noch so eine große Nummer, da es den kompletten unteren Bahnhof betrifft. Ich gehe davon aus, dass das in den nächsten acht Jahren passieren wird. Das Bundesverkehrsministerium spricht von einem möglichen Beginn in 2019. Ich weiß aber auch, dass man mittlerweile an einzelnen Eckpunkten Abschnitten an der Strecke Cottbus-Leipzig arbeitet. Man will sie ertüchtigen, um schneller zu werden. Wir fahren momentan etwa eine Stunde nach Leipzig und steigen dort direkt am Markt aus. Wenn man irgendwann einmal in 45 Minuten in Leipzig sein kann, ist das für Falkenberg/Elster etwas ganz Besonderes und im Landkreis Elbe-Elster etwas Einmaliges, dass man mit einer S-Bahn so schnell in eine Metropole fährt. Das ist für unsere Stadt ein Vorteil.“ Wie meinen Sie das? Quick: „Wir hatten im vergangenen Jahr das Phänomen, das wieder mehr Einwohner in der Stadt leben. Und das liegt nicht an den 22 Flüchtlingen, die schon seit 2015 Bewohner unserer Stadt sind. Das erste Mal nach der Wende hat Falkenberg/Elster wieder einen Zuwachs zu verzeichnen. Das liegt vor allem auch an der Mobilität, die wir in Falkenberg haben sowie an den fleißigen Investoren, die hier in der Stadt den Mut hatten, Wohnungen und Häuser zu sanieren und an unsere Unternehmen, die Arbeitsplätze vorhalten und auch neue schaffen. Durch diese Aktivitäten haben wir sogar Zuzügler aus Leipzig und Cottbus erhalten. Und nicht zuletzt liegt das an unserer guten Politik für Familien, Kinder und Jugendliche. Wir bieten in Falkenberg/Elster alle Schulformen, die im Land Brandenburg möglich sind, in der Stadt an. Und auch die Bildungszentrum Energie GmbH (bze, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der enviaM) trägt ihren Anteil daran. Die bze hat 156 Lehrlinge hier in der Ausbildung – und die 16- und 17-Jährigen kommen mit der Bahn zu uns. Diesen Bahnknotenpunkt sollte man nicht unterschätzen. Aus diesem Grund ist es zudem wichtig, dass wir uns jetzt bei der Diskussion um den Nahverkehrsplan 2030 einbringen. Da muss sich Falkenberg/Elster nach meinem Dafürhalten auch irgendwo wiederfinden.“ Ein großes Projekt sind die Maßnahmen am Ludwig-Jahn-Sportstadion. In den nächsten drei Jahren soll hier kräftig investiert werden. Was genau ist geplant? Quick: „Hier bauen wir in drei Abschnitten. Abgeschlossen ist bereits der erste Bauabschnitt. Das betraf den Innenbereich im Stadion mit Tartanbahnen, Tribünen, Aufgängen und dem Bau einer überdachten Tribüne. Der gesamte Innenbereich ist fertig saniert und übergeben. Der zweite Bauabschnitt läuft zurzeit und betrifft den Außenbereich. Dort entsteht ein großer, neuer Spielplatz für Kinder – mit Elementen, an denen man sich sportlich betätigen kann. Der dritte Bauabschnitt ist die Turnhalle selbst. Dort muss innen sehr viel saniert werden. Das werden wir im kommenden Jahr anfassen.“ Was sind weitere Baumaßnahmen? Quick: „Da wir Mittel aus dem Investitionsprogramm des Bundes zur Verfügung gestellt bekommen haben, wurde entschieden, dass wir jetzt alle Kitas anfassen, sie modernisieren und Kapazitäten erweitern. Und auch in unsere Grundschule werden wir noch einmal investieren. Dort sind bereits im Jahr 2009 drei moderne Räume und eine Aula neu gebaut worden. Weiterhin wurde vor zwei Jahren dort die Turnhalle komplett saniert. Die Schule hatte dann im vergangenen Jahr die Idee, ein Konzept für gemeinsames Lernen in Richtung Inklusion zu entwickeln und dem haben wir zugestimmt. Das Konzept ist fertig und wir haben uns jetzt entschieden, die Schule noch einmal zu modernisieren und für die Inklusion räumlich zu erweitern. Wir werden dort zirka 1,3 Millionen Euro investieren. Gebaut wird barrierefrei mit einem Aufzug. Zudem werden wir verschiedene Räume so ausstatten, dass sie dem Standard der Zeit entsprechen. Ich hoffe, wir können nächstes Jahr anfangen zu bauen.“ Im Bereich Kita und Schule ist Falkenberg/Elster gut aufgestellt… Quick: „Richtig. Doch wir denken nicht nur an junge Familien, sondern in ähnlicher Qualität auch an unsere Senioren. Wir haben 2011 das Lokale Bündnis für Familie in Falkenberg/Elster gegründet, um Familien und ältere Menschen zu unterstützen. Unsere Jugendkoordinatorin macht in diesem Bereich eine sehr gute Arbeit. Übrigens: Das Lokale Bündnis für Familie in Falkenberg/Elster gehört momentan zu den 15 Nominierten für die bundesweite Auszeichnungsveranstaltung Deutscher Kita-Preis. Und zum Thema Senioren haben wir zurzeit ein Projekt mit dem Titel „Wohnen und Leben im Alter“ in der Stadt laufen. Es wird durch die BTU Cottbus-Senftenberg fachlich begleitet. 400 entsprechende Fragebögen liegen bei der Zielgruppe ab 60 Jahren aus. Wir wollen sehen, wie die Bedarfe sind und was die Menschen eigentlich umtreibt, was sie benötigen, um den Alltag zu meistern. Eine interne Auswertung wollen wir noch vor Ende des Jahres vornehmen.“ Wie geht es mit dem Städteverbund der Kurstadtregion voran? Quick: „Seit dem Beschluss einer Kooperation im Mai 2015 haben wir schon einige Dinge auf den Weg gebracht – etwa ein gemeinsames Standesamt in Bad Liebenwerda und eine zentrale Ausschreibungsstelle hier in Falkenberg/Elster. Zurzeit arbeiten wir daran, eine Verwaltungsstruktur für die vier Städte aufzubauen und wenn wir uns klar sind, wie Verwaltung stattfinden kann und wo Verwaltung stattfinden kann, dann werden wir das in einer großen Stadtverordnetenversammlung beschließen. Im Mittelpunkt dabei steht die Schaffung leistungsstarker Bürgerämter in allen vier Städten. Weiterhin haben wir gerade die Mittelvergabe für ein Konzept beschlossen, das untersucht, wie die IT-Infrastruktur für solch einen Verbund aufgestellt sein muss. Dafür haben wir auch Fördermittel vom Land bekommen. Mitte beziehungsweise Ende nächsten Jahres wollen wir in diesem Bereich schon arbeitsfähig sein.“ Was für ein Mensch ist Herold Quick abseits der politischen Bühne? Quick: „Ich bin naturverbunden, liebe meinen Garten und mein zu Hause. Wir haben ein großes Grundstück und wenn ich dort im Garten säen und ernten kann, vergesse ich ganz schnell Verwaltungsarbeit. Ich bin ohnehin nicht der Typ, der Probleme unbedingt mit nach Hause trägt. Ich kann auch abschalten. Dazu benötige ich ein gewisses Betätigungsfeld und das sind mein Garten und mein Grundstück. Ansonsten bin ich gern mit Freunden zusammen, wenn die Zeit es zulässt.“
Wobei können Sie am besten entspannen – etwa bei Musik? Quick: „Ich bin ja selbst Hobbymusiker und spiele in meinem Heimatort Rehfeld im Posaunenchor mit. Das Spielen habe ich als Jugendlicher bei Pfarrer Martin Miech gelernt. Zum 50. Geburtstag habe ich mir eine Trompete gewünscht - und seitdem spiele ich Trompete. Meistens in der Weihnachtszeit und über Ostern und zu anderen kirchlichen Feiertagen. In der Familie beglücke ich damit so manches Jubiläum und mit meinem Amtskollegen Dieter Herrchen hatte ich schon einmal zwei öffentliche Auftritte. Wir spielten gemeinsam Trompete in Elsterwerda während eines Seniorennachmittages und in Falkenberg/Elster zum 125-jährigen Feuerwehrjubiläum. Also - beim Musizieren kann ich gut entspannen. Ich muss aber auch ständig am Ball sein und üben. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit spielte ich öfters, um auch den Ansatz nicht zu verlieren.“ Gibt es weitere Hobbys, die Ihr Leben bereichern? Quick: „Ich bin gern in der Natur unterwegs, wandere etwa mit meiner Frau sehr gerne nach Döbrichau. Dort leben Verwandte von ihr und mein Bruder mit seiner Familie. Wenn am Sonntag Zeit und schönes Wetter ist, dann nehmen wir die fünf Kilometer hin und die fünf Kilometer zurück gern auf uns und laufen durch den Wald. Das ist gleichzeitig eine wunderbare Gelegenheit, sich auszutauschen und auch einmal über Gott und die Welt zu reden.“ Hat Herold Quick einen Traum, den er gern einmal verwirklichen möchte? Quick: „So Gott will werde ich nächstes Jahr 60. Einen ganz großen Traum habe ich nicht. Das, was ich gerne machen möchte, das mache ich auch irgendwann einmal. Ein Traum ist natürlich, gesund zu bleiben. Das ist das Allerwichtigste, gerade in diesem Job. Da muss man aufpassen, dass man nicht verbrennt.“ Der Advent rückt näher. Wie verbringen Sie diese Vorweihnachtszeit am liebsten? Quick: „Die Adventszeit hat ja bereits festgelegte Termine und Rituale. Da sind etwa die Veranstaltungen bei den Senioren sind die vielen Weihnachtsfeiern, die ich versuche, gern wahrzunehmen. Wir in der Verwaltung laden jedes Jahr zu Weihnachten die ehemaligen Mitarbeiter zu einer Weihnachtsfeier ein. Das ist immer eine sehr schöne Runde. Ich bereite eine kleine Präsentation mit Statistiken, Zahlen und Maßnahmen über das vergangene Jahr vor und gebe einen kurzen Ausblick, was wir im neuen Jahr vorhaben. Ein Ritual ist auch, dass ich einen Tag in der Weihnachtszeit mit meiner Frau und Freunden nach Leipzig zum Weihnachtsmarkt fahre. Das kann man ganz gut mit der S-Bahn machen – und sogar in Rehfeld einsteigen und sich dann bis Leipzig fahren lassen. Dort steigt man am Markt aus und ist mitten im Trubel. Genauso geht’s zurück. Und dabei kann ich bequem sitzen. Eine Fahrt dauert eine Stunde. Mit dem Auto ist das zeitlich nicht zu schaffen.“ Ihr letztes Wort…? Quick: „In den vergangenen 16 Jahren ist einiges passiert. Das ist jedoch keine Einzelleistung des Bürgermeisters, sondern das Ergebnis gemeinsamer Teamarbeit. Das fängt an bei meinen Mitarbeitern, auf die ich mich verlassen kann, geht weiter über die Abgeordneten, denn das, was wir hier in Falkenberg/Elster erreicht haben, das haben wir gemeinsam mit ihnen erreicht. Und was ich gut finde ist, dass wir wirklich zur Sachpolitik übergegangen sind. Das war am Anfang nicht so, aber das hat sich damals recht schnell gelegt und dafür bin ich sehr dankbar. Zukünftig wollen wir weiterhin neue Ideen entwickeln, die unsere Stadt voranbringen. Für die Anliegen der Bürger will ich weiterhin offen sein. Selbst jetzt in der dritten Amtsperiode werde ich mich nicht zurücklehnen. Ich habe nach wie vor den Anspruch, etwas zu bewegen. Wenn man diesen inneren Antrieb nicht hätte, wäre man auch nicht Bürgermeister.“ • Falkenberg/Elster im Internet


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