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Bitter: Tafel-Kunde am Lebensabend

58.962 Menschen nutzten im vergangenen Jahr das Angebot der Tafeln im Landkreis Elbe-Elster. Davon waren 6381 Rentner, berichten die jeweiligen Träger der Tafeln.

Im Landkreis gibt es drei Tafeln. In Bad Liebenwerda und in Herzberg werden diese vom  Arbeitslosenverband (ALV) Deutschland-Landesverband Brandenburg betreut. Für die Tafel in Finsterwalde ist  die evangelische Kirchengemeinde des Ortes der Träger. Seit vier Jahren ist Carola Lademann Bereichsleiterin Süd und betreut insgesamt 18 Einrichtungen des ALV. Wie sie informiert, hat die Tafel in Bad Liebenwerda ihren festen Anlaufpunkt und verfügt über neun mobile Ausgabestellen in Elsterwerda, Elsterwerda-Biehla, Plessa, Merzdorf, Großthiemig, Gröden, Merzdorf, Mühlberg und Koßdorf. Hier nutzten im vergangenen Jahr insgesamt 11.683 Menschen die Tafel.
Zur Herzberger Tafel gehören weitere Ausgabestellen in Schönewalde, Falkenberg, Schlieben, Uebigau und Wahrenbrück. Insgesamt werden damit zurzeit 46.219 Personen versorgt. In der Tafel in Finsterwalde wurden im vergangenen Jahr 1060 Menschen versorgt. Wie Carola Lademann berichtet, haben Anspruch auf das Tafel-Angebot ALG II-Empfänger, Wohngeldberechtigte und Rentner die eine Grundsicherung zur eigentlichen Rente erhalten. Jeder Berechtigte erhalte einen Tafelausweis, mit den er sich bei der Ausgabe ausweisen muss. Laut der Bereichsleiterin variiert die Zahl der Tafelbesucher. „Einige kommen nicht mehr, weil sie eine Arbeit bekommen haben. Andere kommen hinzu, weil sie die Arbeit verloren haben oder noch vom Jobcenter ergänzende Leistungen erhalten. Das betrifft insbesondere Alleinerziehende und Familien mit Kindern, wo nur ein Elternteil arbeitet. Die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund hat natürlich im vorigen Jahr zugenommen“, erzählt Carola Lademann. Insgesamt waren das in den Tafeln des ALV von Januar bis Dezember vergangenen Jahres 7297 Migranten - 1572 bei der Tafel Bad Liebenwerda und 424 bei der Tafel Herzberg. Hinzu kommen 465 Migranten bei der Tafel Finsterwalde. Zur Statistik des Jahres 2016 gehören auch 2209 Kinder (Bad Liebenwerdaer Tafel), 11.794 Kinder (Herzberger Tafel) und 289 Kinder (Finsterwalder Tafel). Die Zahl der 6.381 Tafel-Kunden, die im zurückliegenden Jahr als Rentner geführt werden, teilt sich in 1.454 Rentner (Bad Liebenwerdaer Tafel), in 4820 Rentner (Herzberger Tafel) und in 107 Rentner (Finsterwalder Tafel) auf. Carola Lademann erklärt, warum so viele Rentner das Tafel-Angebot nutzen: „Bei ihnen ist es so, dass es nicht mehr so viele Rentner mit Einkünften aus dem Bergbau beziehungsweise der Bahn gibt. Viele der jetzigen ‘Neurentner’ haben mit der Wende ihren Arbeitsplatz verloren beziehungsweise nicht so hohe Einkommen. Als Rentner ist dann ihre Rente nicht ausreichend, sodass sie entweder gerade so reicht oder sie auf Grundsicherung angewiesen sind.“ Wie Carola Lademann sagt, wird sich dieses Problem der Rentner durchaus verstärken: „Es werden immer mehr Rentner auf Grundsicherung angewiesen sein. Wer seinen Job verloren hat und deshalb auf Leistungen zur Sicherung zum Lebensunterhalt angewiesen ist, kann für sich selbst privat nicht vorsorgen. Es ist dafür vom ALG II kein Geld übrig. Wenn das Rentenniveau auch noch sinkt, bleibt am Ende nicht mehr viel an Rente übrig.“ Ein Problem, dass auch Ministerpräsident Dietmar Woidke mit Sorge betrachtet. „Wir leben in einem reichen Land. Menschen, die im Ruhestand sind, verdienen es einfach, ein gutes Auskommen zu haben. Sie haben in der Vergangenheit auch zum wirtschaftlichen Erfolg des Landes beigetragen. Wir müssen zu einer Rente kommen, wo keiner mehr zum Sozialamt gehen muss, um seine Miete zu bezahlen. Ich  bin fest überzeugt, dass wir eine Mindestrente stemmen könnten. Rentner sollen den Lebensabend erhalten, den sie sich verdient haben.“ Laut Woidke könnte auf Dauer dieses Problem auch ein Land zerreißen: „Menschen, die 40 Jahre lang gearbeitet haben, sollen sich nicht so ihren Lebensabend  gestalten müssen.“ Wie Carola Lademann sagt, soll die Tafel die Menschen nicht ernähren, sondern zusätzlich unterstützen. Ihre Hilfsgüter erhalten die Tafeln überwiegend von Lebensmittelmärkten. Dabei mussten Großspenden bisher immer vom Landesverband in Berlin abgeholt werden: „Das war für uns ein großer logistischer Aufwand, der jetzt der Vergangenheit angehört. Seit der Eröffnung eines Tafel-Logistik-Zentrums in Finsterwalde gibt es für die Tafeln in Südbrandenburg nun kürzere Beschaffungswege.“


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