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„Es ist eine Art der Selbstverwirklichung“

Auch in diesem Jahr lobt die Wirtschaftsinitiative Lausitz e.V. (WiL) den Lausitzer Existenzgründerpreis aus. Eine der Nominierten für ihr Unternehmenskonzept ist Mandy Berger. Die 30-Jährige hat sich mit einem Versandhandel für Stoffe und Kurzwaren selbstständig gemacht – „Schnuckidu“.

SCHNUCKIDU – unter diesem Label verkaufst Du Stoffe, Kurzwaren und allerhand Material, was kreative Leute zum Nähen brauchen, etwa eigener Klamotten. Wie kamst Du auf den Namen? Mein Sohn brachte mich auf die Idee. Ich nannte ihn so als Baby. Da ich kurz nach seiner Geburt am 1. März 2014 anfing, Baby-Bodys zu designen, brauchte ich dringend einen Namen für meine Facebook-Seite und meinen Dawanda Shop. So nannte ich die Firma SCHNUCKIDU und entschied mich für die Farbe Orange. Anfangs verkaufte ich individualisierbare Baby Bodys, Bügelbilder und Adventskalender zum Selberbasteln über Dawanda. Da die Gebühren dieser Plattformen sehr hoch sind, gab ich einen eigenen Online-Shop in Auftrag. Dieser ging im November 2015 online. Schildere doch einfach kurz, wie Du zur Selbstständigkeit gekommen bist! Da ich meiner Heimat sehr verbunden bin und hier meine Familie und Freunde habe, war es für mich nicht vereinbar täglich zu pendeln. Auch ein Umzug kam aus diesem Grund nicht in Frage. Bewerbungsversuche in der Region scheiterten. Da ich von den Einnahmen noch nicht leben konnte, musste eine Entscheidung her. Die Selbstständigkeit aufgeben oder weiter Gas geben. Ich entschied mich trotz allen Gegnern für die Selbstständigkeit. Ich setzte alles auf eine Karte und investierte alles in eine erste Stoffkollektion. Meine Mutter war von Anfang an dabei und unterstütze mich währenddessen zu 200 %. Aus meinem Schlafzimmer wurde ein Büro, aus dem Keller ein Lagerraum mit Zuschneidetisch auf 8 qm. Ich konnte von Zuhause aus arbeiten und mir viele Termine frei einteilen. Was hast Du vorher (beruflich, schulisch) gemacht? Mein Abi habe ich in Herzberg/Elster absolviert. Anschließend habe ich bei der Parfümerie Douglas meinen Handelsfachwirt gemacht. Ich war dort tätig in Halle, Leipzig und zuletzt Hoyerswerda. Zeitnah bekam ich Führungsverantwortung und auch eine eigene Filiale im Lausitz Center in Hoyerswerda. Währenddessen eignete ich mir alle notwendigen Fähigkeiten für eine Selbstständigkeit an. Durch meine Schwangerschaft zog ich für die Familie zurück in meine Heimatstadt Herzberg. Wie erklärst Du Dir diesen Trend zum Selbermachen, von dem Du ja offenbar auch profitierst. Mittlerweile ist ja auch dein zweites, größeres Geschäft in Herzberg, an der Kapazitätsgrenze. Und der Facebook-Auftritt hat knapp 24.000 Follower. Es ist ein unglaubliches Phänomen, eine riesige Gemeinschaft. Deutschlandweit nähen mehr als 1,4 Millionen Frauen für ihre Familie und sich selber. Es ist einfach eine Art der Selbstverwirklichung, etwas ganz Individuelles zu erstellen und zu tragen. Gerade bei den Kindern legen die Mütter sehr viel Wert darauf, dass sie etwas Einzigartiges tragen. Viele meiner Kunden nutzen es auch weil sie enorm viel Spaß dabei haben und auch um den Alltag zu entfliehen und abzuschalten. Es macht mich unwahrscheinlich glücklich, diese Begeisterung bei meinen Kunden und Mitarbeitern zu sehen. Selbst meine Mitarbeiter sind dem Nähen verfallen.   Beim LEX bist Du für Dein Unternehmenskonzept nominiert. Was würdest Du mit dem Hauptpreis von 4.000 Euro anstellen? Einen Teil würde ich in die Unternehmenserweiterung stecken und von dem anderen Teil mit meinen Mitarbeitern schick Essen gehen und mit meiner Familie in den Urlaub fahren. Dieses Jahr habe ich mir nur eine Woche Urlaub gegönnt. Neben Deinem Store in Herzberg verkaufst Du auch online. Inwiefern unterscheiden sich die Onlinekunden von denen im Store? Wir haben festgestellt, dass im Ladengeschäft ganz andere Stoffe verkauft werden als im Online-Shop. Wir führen das auf die Darstellung der Bilder zurück. Es ist einfach ein komplett anderes Einkaufserlebnis die Stoffe und Farben live zu sehen. Viele Stoffe kommen im Webshop einfach nicht rüber. Welche weiteren Ideen hast Du für Deine Zukunft? Im kommenden Jahr bekommt Schnuckidu eine neue Ladeneinrichtung mit einem zehn Meter Kurzwarenregal sowie neuen Stoffregalen, die mehr Kapazität bringen um neue Sortimente in das Programm zu nehmen. Die Nähkurse werden auch weiter ausgebaut. Ich habe derzeit 30 Interessenten für einen neuen Kurs. Ich plane eine Eigenproduktion meiner Stoffe mit einem eigenen Stoffdesign. Im Großen und Ganzen möchte ich die vorhandenen Arbeitsplätze ausbauen, sowie neue Stellen schaffen. Ideen habe ich ganz viele. Jetzt heißt es erstmal ruhig und besonnen Schritt für Schritt zu gehen. Am 30. November gibt die Jury des LEX bekannt, wer die diesjährigen Preisträger sind. Für Platz 1 gibt es 4.000 Euro, 2.500 Euro für den 2. Platz sowie 1.500 Euro für Platz 3. Zudem wird ein Sonderpreis von 2.000 Euro für das Handwerk ausgelobt. Die Veranstaltung findet in der Eisarena Weißwasser statt.


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