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Roberto Rink/ck

Umwandlung in Naturpark?

Sächsische Schweiz. Am 17. August hat sich eine Bürgerinitiative für die Umwandlung des Nationalparks in einen Naturpark Sächsische Schweiz gegründet.

Die Sächsische Schweiz: Schützenswertes Naturgebiet auf der einen Seite, aber auch kultivierter Lebensraum und Tourismusdestination auf der anderen Seite. Ist dies noch miteinander vereinbar?

Die Sächsische Schweiz: Schützenswertes Naturgebiet auf der einen Seite, aber auch kultivierter Lebensraum und Tourismusdestination auf der anderen Seite. Ist dies noch miteinander vereinbar?

Bild: R. Rink

Die verheerenden und wochenlang lodernden Waldbrände im Nationalpark Sächsische Schweiz haben die Menschen in der Region aufgerüttelt und viele, die bisher schon dem Konzept des Nationalparks kritisch gegenüberstanden, weiter zum Grübeln gebracht.

Die Stadt Hohnstein hat bereits in einem öffentlichen Stadtratsbeschluss vom 15. September 2021 die Forderung aufgestellt, den Nationalpark in einen Naturpark Sächsische Schweiz umzuwandeln. Konkret soll als erster Schritt dafür eingetreten werden, »dass alle im Stadtgebiet befindlichen Grundstücke, welche sich nicht im Eigentum des Freistaates Sachsen oder des Bundes befinden, grundsätzlich aus dem Nationalpark ausgegliedert werden sollen«.

 

Bürgerinitiative gegründet

Die Forderung nach der Gründung eines Naturparks greift nun die Bürgerschaft auf. Dazu fanden sich am 17. August über 50 Bürgerinnen und Bürger auf der Burg Hohnstein ein, um über Ursachen, Folgen und Konsequenzen des Waldbrandes in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz zu diskutieren. Aus den Reihen der Teilnehmer gründete sich noch am selben Abend eine Bürgerinitiative, welche die Umwandlung des Nationalparks in einen Naturpark Sächsische Schweiz verlangt. Diese Initiative wird vom Stadtrat und dem Bürgermeister von Hohnstein, Daniel Brade (SPD), unterstützt.

Die neu gegründete Bürgerini-tiative betrachtet »das Modell Nationalpark für die Kulturlandschaft Sächsische Schweiz als gescheitert, da es die jahrhundertelange gestaltende Wirkung von Menschen außer Acht lässt.« So dominiert auf der Fläche des jetzigen Nationalparks mit der Fichte eine nicht heimische Baumart, die in der Zeit der intensiven Bewirtschaftung der Region auserkoren worden ist. Der massive Befall durch den Borkenkäfer und das dadurch anfallende Totholz, welches in einem Nationalpark nicht beräumt werden darf, haben zu einer deutlichen Erhöhung der Brandlast geführt. Gerade in Siedlungsnähe stellt dies eine große Gefahr für Leib und Leben dar. Die Brände der letzten Wochen haben diese latente Gefahr auf eine tragische Art zur Realität werden lassen. Die freiberufliche Kulturwissenschaftlerin Hanka Owsian aus Hohnstein ist Sprecherin der Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz. Sie sagt: »Wir haben keine konträren Positionen zum Naturschutz, kritisieren aber, wie mit dem Wald im Konzept des Nationalparks umgegangen wird.«

 

Forderungen an Sachsen

Die Bürgerschaft und die Stadt Hohnstein haben Forderungen an den Freistaat Sachsen formuliert. Dazu gehört die Beräumung eines Großteiles des durch den Borkenkäfer verursachten Totholzes aus dem Nationalpark sowie eine aktive Waldbewirtschaftung mit Anpflanzung heimischer Misch- sowie klimaangepasster Baumarten.

Weiterhin soll der Wegfall von Wegen, insbesondere von Rettungswegen, gestoppt und der Brandschutz geprüft werden. Gefordert werden zudem Sicherheitskorridore von mindestens 300 Metern entlang der Ortschaften und die Kostenübernahme der Waldbrandbekampfung durch den Freistaat. Ebenso sollen touristische Attraktionen und Infrastrukturen außerhalb von besonders schützenswerten Zonen geschaffen werden, um der Kanalisierung der Besucherströme entgegenzuwirken. Durch den Aufbau eines Naturparks Sächsische Schweiz sollen Naturschutz, Tourismus und Sicherheit für die Einheimischen wieder vereinbar werden.


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