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Ein neues Aushängeschild für Pirna

12 Uhr ist nicht gerade eine typische Zeit für einen Pressetermin. In Pirna war das aber kein Zufall.

„Schauen Sie bitte auf die Uhr. Es ist genau 12.02 Uhr. Später dürfte es auch nicht sein, denn für die Rettung des alten Posthofes war es schon fünf Minuten nach 12 Uhr“, begrüßte OB Klaus-Peter Hanke die Gäste, um  die Tore für den historischen Gebäudekomplex zu öffnen. Eigentlich gab es schon einen Abrisstermin für dieses über 500 Jahre alte Gebäude direkt an der Straßenkreuzung zur B 172. Historisches Juwel „Der Stadt ist mit großer  Unterstützung der Denkmalpflege und des Freistaates  ein unvergleichbares Sanierungsvorhaben gelungen. Dieses städtebaulich markante Kulturdenkmal ist zu einem Aushängeschild Pirnas geworden. Ich bedanke mich stellvertretend für die gesamte Stadt bei allen, die es ermöglicht haben, dieses historische Juwel zu retten“, so der OB. Viele Diskussionen Der alte  Posthof vor dem Stadttor,  lag an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Stadt.  Bernardo Bellotto – Canaletto – verewigte es bereits 1753/55 in dem Gemälde „Die Breite Gasse in Pirna“.
Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude stand seit 1990 leer und verfiel zunehmend. Die damaligen privaten Eigentümer konnten das Gebäude nicht sanieren. 2012 unterzeichneten Innenminister Markus Ulbig und Pirnas OB Klaus-Peter Hanke eine städtebauliche Vereinbarung, um eine Förderung zu ermöglichen.
„Voraussetzung dafür war, dass eine Nutzung geschaffen wird. Es gab dazu viele Diskussionen im Ministerium.  Und  es hat auch nichts damit zu tun, dass ich  hier OB war und Bürger von Pirna bin. Es mussten einfach alle Bedingungen passen“, hob Ulbig hervor, für den dieser Tag ein Pflichttermin war. Die Finanzierung Grundvoraussetzung für eine Förderung war ein stichhaltiges Nutzungskonzept. Es gab viele Versuche, bis mit der Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP)ein neuer Nutzer gefunden wurde, der hier seine Geschäftsstelle betreibt. Ein weiterer Teil wird dem Stadtmuseum Pirna als Depotstandort dienen.
Die Gesamtkosten für die Sanierung mit dem angeschlossenen Neubau liegen bei 3,41 Millionen Euro, von denen 2.663 Millionen Euro aus Finanzhilfen des Bundes und des Freistaates stammen.
Bei diesem Projekt scheint wirklich alles zu klappen, denn wie Bundestagsabgeordneter Klaus Brähmig betonte, sei es nicht selbstverständlich, dass die  Bundesfördermittel vom Land tatsächlich kofinanziert würden. So bliebe manches Projekt auf der Strecke. Details behutsam restauriert Aber noch eine Besonderheit kennzeichne Pirna beim Umgang mit Fördermitteln zur Sanierung alter Bausubstanz. „Vergleicht man Pirna und Görlitz, die beide für ihre Altstädte viel getan haben, zeigt sich, dass in Pirna kein Haus leer und ungenutzt bleibt – ob als Wohnung, öffentliche Einrichtung oder Gewerbefläche. In Görlitz sieht das anders aus“, verweist Klaus Brähmig. Die neuen Nutzer der Breiten Straße 2 können es nicht erwarten, hier einzuziehen.  
Die SEP wird im ältesten Gebäudeteil aus dem 15. Jahrhundert  Mitte Januar einziehen. „Den Raum  mit unserem Empfangstresen ziehrt eine wiedergefundene  und restaurierte Bohlendecke. Es wurden  viele Details  behutsam restauriert und erhalten“, freut sich SEP-Geschäftsführer Christian Flörke.
Und für die Mitarbeiter des Museums geht ein Traum in Erfüllung. „Bisher werden unzählige unserer Exponate von der Grafiksammlung über  alte Möbel bis zu Textilien und Gemälden  an verschiedenen, nicht idealen Orten aufbewahrt. Hier gibt es erstmals ein Depot mit Klimaregelung, Rollregalen, eine Gemäldezuganlage und einen Quarantäneraum“, erläutert KTP-Geschäftsführer Christian Schmidt-Doll. Räume ohne Schnickschnack Und Sabine Holtermann, Museumsmitarbeiterin ergänzt: „Für uns als Museumsleute ist es ein Traum, dieses Depot zu übernehmen. Dabei sind es rein funktionale Räume, ohne jeden Schnickschnack. Genau  das was ein modernes Depot auszeichnet. Dazu gehören zum Beispiel auch entsprechende Verdunklungsmöglichkeiten.“ Verdunkelt wurde an dem Tag nichts, denn Hunderte Pirnaer kamen, um das neue Schmuckstück zu besichtigen. Symbolisch wurde für kurze Zeit auf der Breiten Straße die historische Postmeilensäule wie zu Canalettos Zeiten aufgestellt. Früher fast eine Ruine, macht die „Breite Straße 2“ nun neugierig auf die histotische Pirnaer Altstadt. (Carmen Wolodtschenko)


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