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André Schramm

Weinmajestäten: Wer macht das Rennen?

Wurde die Wahl der Weinkönigin bislang in einem Ritt erledigt, gibt es dieses Jahr zwei Veranstaltungen. In einem Fachgespräch vor dem eigentlichen Gala-Abend (4. November) galt es für die drei Kandidatinnen vor allem mit Weinwissen zu glänzen, fiese Fragen und lustige Antworten inklusive.
Wir wird Königin, wer Prinzessin? V.l.: Maria Czerch (28, Neusörnewitz), Maria Lehmann (28, Diesbar-Seußlitz) und Katrin Hecht (26, Großenhain). Das Publikum wird am 4. November darüber abstimmen. Foto: Schramm

Wir wird Königin, wer Prinzessin? V.l.: Maria Czerch (28, Neusörnewitz), Maria Lehmann (28, Diesbar-Seußlitz) und Katrin Hecht (26, Großenhain). Das Publikum wird am 4. November darüber abstimmen. Foto: Schramm

 Die Blicke der 30-köpfigen Jury sind an diesem Abend auf Maria Czerch gerichtet. Bei dem Namen klingelt was. Maria lacht. „Vor fünf und vor zwei Jahren habe ich mich schon mal um die Krone beworben“, sagt sie. Dieses Jahr soll es nun klappen.  Der 28-Jährigen aus Neusörnewitz sitzen Banker, Verbandsmitglieder, Winzer, Sponsoren, aktuelle und ehemalige Weinhoheiten gegenüber. Auch der Landrat ist unter den Gästen. Jeder von ihnen hat eine Stimme. Die Bewertung, so erklärt Lars Klitzsch, Vorsitzender des Weinbauverbandes Sachsen e.V., gehe zu 50 Prozent in die Gesamtwertung ein. Warum aber zwei Veranstaltungen? „Wir wollten zum einen etwas Druck von den Kandidatinnen nehmen. Auf der anderen Seite gab es Kritik, dass das Fachliche bei dem Gala-Abend zu kurz kommt“, erzählt der Verbandschef weiter. Auf die drei Frauen wartet im Seminarraum der Hoflößnitz ein ambitioniertes Programm: Vorstellung, ein eigener Fachvortrag, die Präsentation eines Weins, Los-Fragen und Fragen der Jury. Zeit: 20 Minuten. Die Routinierte Maria Czerch ist Projektmanagerin beim Tourismusverband Sächsisches Elbland und dort für die Sächsische Weinstraße zuständig, die dieses Jahr 25. Jubiläum feiert.
In ihrer Freizeit war sie schon auf vielen Weingütern unterwegs, hat bei der Lese oder den Weinfesten geholfen. „Als Weinkönigin würde ich mich dafür einsetzen, dass mehr Besucher unsere einzigartige Kulturlandschaft kennenlernen und zwar nicht nur, wenn die großen Feste sind“, sagt sie. Ihr Vortrag beschäftigt sich mit der Sächsischen Weinstraße. Als Wein bekommt sie einen Schieler vor die Nase gesetzt. Erklärt alles sehr routiniert. Fragen zum Fassungsvermögen eines klassischen Weinfasses, der Zahl der Weingüter, den Örtlichkeiten der Weinfeste – alles sitzt. Lediglich als einer aus dem Podium wissen will, was Winzer unter dem Begriff „Verrieselung“ verstehen, muss Maria passen.    Die Spezialistin Eine ziemlich ungewöhnliche (erste) Begegnung mit dem sächsischen Wein hatte Kandidatin Nummer 2 – Katrin Hecht. Die 26-Jährige ist Sachbearbeiterin beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und kümmert sich dort auch um ein Thema, das in den letzten Jahren hohe Wellen schlug. „Als wir eine Pflanzenschutzschulung mit den Winzern hatten war ich ehrlich gesagt von den Menschen unglaublich begeistert“, sagt die Großenhainerin. Sie stammt ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern und lebt seit Februar 2017 an der Großen Röder. Als potentielle Weinmajestät will sie den hiesigen Wein bekannter machen. Ihr Vortrag beschäftigt sich mit „Xylella fastidiosa“, einem Bakterium, das zahlreiche Pflanzenarten befällt und dort die Wasser- und Nährstoffzufuhr blockiert. Sehr speziell, aber durchaus interessant – vor allem weil es letztes Jahr einen ersten Fall in Sachsen gab. Beim Sensoriktest des Traminers ist sie etwas schüchtern. Spätestens als die Frage steht, ob Kork- oder Schraubverschluss,  taut Katrin auf. „Eine Flasche allein schaffe ich nicht an einem Abend, deshalb Schraubverschluss.“ Das Publikum lacht. Die Tempramentvolle Die dritte Dame im Bunde ist das komplette Kontrastprogramm zu ihrer Vorrednerin. Maria Lehmann, 28 Jahre,  Kundenberaterin bei einer Versicherung und glücklich verheiratet mit einem Winzer. Wir erfahren in ihrem Vortrag viel über die Korken und den Hauptlieferanten (Portugal). Mit der Geschichte der Straußenwirtschaften ist sie bestens vertraut. Warum Jessen und Schlieben zu unserem Anbaugebiet gehören, weiß sie auch. Zum Goldriesling empfiehlt sie ein Spargelgericht. Warum Weinkönigin? „Wir sind ein kleines Anbaugebiet. Ich möchte gern die Vielfalt unserer Weine nach außen tragen und zeigen, wie viel Handarbeit letztlich hinter dem Preis steckt“, sagt Maria Lehmann. Eine vierte Bewerberin wurde nicht zugelassen. „Sie befand sich noch in der Ausbildung. Das hat natürlich Priorität“, sagte Lars Klitzsch. Jetzt sind die Gäste des Wahlabends am Zug! Termin: 30. Wahl der Sächsischen Weinhoheiten am 4. November, ab 19.30 Uhr, in der Börse Coswig. Tickets gibt es unter www.weinbauverband-sachsen.de. Preis: 55 Euro (Nichtmitglieder im Verband).


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