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„Erst Millionärsstadt“ nun "Schlafstadt"?

In aller Unregelmäßigkeit nimmt sich Radebeuls Stadtoberhaupt die Zeit, um Klischees im Zusammenhang mit Radebeul aus der Welt zu schaffen. Nach der „Millionärsstadt“ waren nun die „Schlafstadt“ und die Wirtschaft dran.

Wenn Bert Wendsche vom Klischee „Schlafstadt Radebeul“ erzählt, dann klingt das zunächst etwas doppeldeutig. Schnell wird jedoch klar, dass er damit nicht womöglich eine rechtselbische Unternehmungsunlust oder Lethargie, sondern vielmehr das Pendlerverhalten der Einwohner meint. Schließlich hat jeder schon von den unzähligen Ministeriumsmitarbeitern gehört, die es sich in Radebeul gemütlich gemacht haben oder den morgendlichen Berufsverkehr auf der Meißner Straße beobachtet, der scheinbar nur eine Richtung kennt.  In Dresden Geld verdienen und in Radebeul schlafen – ist da was dran? Mehr Arbeitsplätze als Beschäftigte „Den Zahlen zufolge haben wir ein Einpendlerüberschuss von rund 1.000 Arbeitnehmern. Das heißt, es kommen mehr Menschen nach Radebeul zum Arbeiten, als die Stadt verlassen“, sagt der Oberbürgermeister. Damit sei Radebeul keinesfalls eine Schlafstadt. Ende 2014 gab es in Radebeul 13.386 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Dem gegenüber standen zu diesem Zeitpunkt 12.550 Radebeuler(innen), die in Lohn und Brot standen – wo genau, das sagt die Statistik jedoch nicht. Produzierendes Gewerbe Beim Blick auf die Beschäftigungsstruktur am Arbeitsort Radebeul wird deutlich, dass das Arbeitsplätze im produzierende Gewerbe den Löwenanteil ausmachen (36,5 Prozent, 4.900 Arbeitsplätze*). Auf Platz zwei stehen Jobs der öffentlichen und privaten Dienstleister (27,5 Prozent), gefolgt von Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit 19,6 Prozent. Etwas überraschend ist die Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Radebeuler Jobs (51,7 Prozent) dem Segment der Unternehmensdienstleistungen und dem produzierenden Gewerbe angehören. Lediglich in Coswig ist der Anteil noch etwas höher (55,8 Prozent). Zum Vergleich: Freital (41,3 Prozent) und Riesa (46,8 Prozent). Erweiterungen im Fokus In Sachen Wirtschaftswachstum der Stadt, werde es Wendsche zufolge künftig eher darum gehen, dass bestehende Firmen ihre Kapazitäten erweitern (können). Hier und da gäbe es auch noch einzelne Gewerbeflächen, wie beispielsweise im Bereich an der Schiffsmühle. „Anfragen für das städtische Grundstück, das durch die Bauarbeiten noch blockiert wird, gibt es“, meint Wendsche. Dass ein Konzern seine Zentrale nach Radebeul verlege, sei aber unrealistisch. Teva sei damals ein Glücksfall für die Stadt gewesen. Die Großen blieben im Westen der Republik, erklärt das Stadtoberhaupt weiter. Vergleichweise niedrige Arbeitslosigkeit Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen, die bei dieser Gelegenheit vorgestellt wurden, stellen den Gemeinden in der Nachbarschaft der Landeshauptstadt erwartungsgemäß ein gutes Zeugnis aus. Wie Sprecherin Berit Kasten von der Arbeitsagentur erklärte, lag die Arbeitslosenquote in der Geschäftsstelle Radebeul im Januar bei 5,9 Prozent. Demnach waren im Januar 2016 in Coswig, Radebeul, Moritzburg und Radeburg lediglich 2.130 Menschen ohne Job. Ein Jahr zuvor lag die Quote noch bei 7,1 Prozent. Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt schlug sich aber auch im Rest des Landkreises nieder. „Die saisonbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel moderat aus, weil viele Arbeitnehmer ihre Mitarbeiter inzwischen im Betrieb behalten und sie in der auftragsarmen Zeit entweder zu Qualifizierungsmaßnahmen  schicken oder Überstunden absetzen lassen“, so Kasten. Ende Januar waren 1.300 gemeldete Stellen im Landkreis offen, der Großteil davon in der Zeitarbeit. Foto: Archiv *Stand 31. 12. 2014


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