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André Schramm

Neue Oberschule: Anwohner vergessen?

Der evangelische Schulverein Radebeul kann sich mit einer Ausnahme der Unterstützung durch die Stadt und ihrer Stadträte sicher sein. Ob man sich jedoch ringsum den Moritz-Garte-Steg auf 280 neue Nachbarn freut?
Für den Start der Oberschule werden Systembau-Elemente auf der Wilhelm-Eichler-Straße aufgestellt. Die Stadt stellt die Fläche dafür mietfrei zur Verfügung. Foto: Archiv

Für den Start der Oberschule werden Systembau-Elemente auf der Wilhelm-Eichler-Straße aufgestellt. Die Stadt stellt die Fläche dafür mietfrei zur Verfügung. Foto: Archiv

Eine neues Schulzentrum in der Nachbarschaft – da geistern gleich Bilder von lauten Hofpausen und vielen Kinder durch den Kopf. Mal abgesehen davon, dass es in den Montessori-Klassen eher ruhig zugeht, wurde das Thema „Anwohnerverträglichkeit“ bisher nicht behandelt, zumindest nicht öffentlich.  Alles nichtöffentlich „Die sechs Vorberatungen zum Thema fanden allesamt hinter verschlossenen Türen statt“, monierte jüngst der Miteigentümer einer Immobilie am besagten Platz vor den Stadträten. Hat man Vor- und Nachteile des Standorts abgewogen? Ist das Areal aufgrund seiner überschaubaren Größe (4.500 qm) überhaupt geeignet? Was wurde aus der grünen Mitte Radebeuls? Fragen gibt es der Stadtmitte offenbar genug. Wie Oberbürgermeister Bert Wendsche erklärte, sei die deutliche Mehrheit in den Ausschüssen für den Standort gewesen. „Gründe dafür waren u.a. die gute ÖPNV-Anbindung und die Nähe zur Sporthalle“, sagte er. Außerdem sei die Stadt Eigentümer der Fläche. Vorausgegangen war eine Überprüfung weiterer Standorte, die sich aus vielerlei Gründen als nicht realisierbar herausgestellt hatten. Unterstützung Bei den Stadtratsfraktionen herrscht in der Angelegenheit nahezu Einigkeit. Sie hatten allesamt einen Antrag zur Unterstützung des Vorhabens eingebracht. Das Sechs-Punkte-Papier passierte mit nur einer Gegenstimme die jüngste Sitzung. Darin zu lesen ist u.a., dass die Stadt das Vorhaben begrüßt und unterstützt. Außerdem sollen die benötigten Flächen auf der Wilhelm-Eichler-Straße (ev. Grundschule) für die Übergangszeit mietfrei überlassen werden. Der Schulverein will hier Container aufstellen, um mit der Oberschule nächstes Jahr starten zu können. Ferner wird der Baubeschluss von 2010 (Grünfläche) aufgehoben. Ein Darlehen von 500.000 Euro gibt´s obendrauf.  „Der Bedarf für das Schulzentrum ist da. Ich finde es zudem  beachtlich, was Bürger hier auf die Beine stellen. Sie haben uns gezeigt, dass sie es können“, sagte Ulrich Reusch (CDU). Eva Oehmichen (Bürgerforum / Grüne) sieht in der Schule eine Bereicherung für Radebeuls Schullandschaft. Dass die Stadtverwaltung beim Thema Schulen zu wenig tue, schiebt sie gleich noch hinterher. Beeindruckt vom Schulkonzept zeigte sich Linken-Rätin Ilka Petzold. „Die Kinder werden hier gezielt unterstützt“, sagte die ehemalige Mediatorin der ev. Grundschule.  Strategisch interessant Wolfgang Jacobi (CDU) stimmte dagegen, weil der Besuch der Schule vom Geldbeutel der Eltern abhängig sei. Ganz nebenbei hat das Projekt auch für die städtischen Schulen seine Vorzüge. Ziehen ev. Grund- und Oberschule eines Tages nach Mitte, wird der Standort Wilhelm-Eichler-Straße frei für die Kinder der Grundschule Kötzschenbroda. Die Elternräte der Grund- und Oberschule machten sich in jener Sitzung Luft. Der Standort platze aus allen Nähten, hieß es. Ungünstigerweise steht „Kötzschenbroda“ ganz hinten im Schulentwicklungskonzept der Stadt.          


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