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Verena Farrar

Können wir uns den Tag der Sachsen 2019 leisten?

Riesaer Stadträte stimmen mehrheitlich für die Bewerbung zum Tag der Sachsen. Die Rechnung geht aber nur mit viel Glück wirklich auf.

Ein Volksfest, dass wirtschaftlichen Aufschwung, viel Spaß und nachhaltige Aufwertung für die Stadt bringt, wäre ein Traum. Diesen sehen die Riesaer Stadträte für realisierbar und stimmten mehrheitlich mit JA für eine Bewerbung für Sachsens größtes Volks- und Vereinsfest zum 900. Stadtgeburtstag 2019. Die Entscheidung der Stadträte war zwar mit 21 zu 7 Stimmen für den Tag der Sachsen eindeutig, dennoch scheint die geplante Finanzierung einem Blick in die Glaskugel zu ähneln. Man will es schaffen, hieß es immer wieder in den beschwörenden Reden der Verwaltung, dagegen konnten auch die Bedenken von Volker Thomas (LINKE), der sogar einen eigenen Antrag für ein Festjahr zum 900. Geburtstag eingebracht hatte, Mahnungen zur fraglichen Nachhaltigkeit auf die die Fraktion Freie Wähler aufmerksam gemacht hat und die Bedenken, die erst kürzlich beschlossene Schröpfung der Familien für die Kita-Kostenerhöhung zu rechtfertigen, die Jürgen Gansel erwähnte, nichts ausrichten. Immerhin müsste die Kommune eine Finanzlücke von mindestens (!) 450.000 Euro schultern. Das sei für ihn nicht vertretbar vor allem vor dem Hintergrund, dass gerade erst die Bürger kräftig zur Kasse gebeten wurden. Der gemeinsame Antrag von CDU/FDP, SPD und Linken ist dagegen voller guter Aussichten für die Entwicklung Riesas. Man wolle etwas Nachhaltiges für Riesa aus diesem Fest ziehen. Ganz konkret hat man sich dabei den unteren Rathausplatz und die Sanierung des Kaffee Starke zum Ziel gemacht. „Vielleicht können wir als Riesaer, die ein wundervolles Fest auf die Beine stellen, wieder mehr zu einander finden“, wünscht sich Andreas Näther (SPD). Leider war dieser Aufruf nach frischer Gemeinsamkeit noch nicht bis in alle Räume der Verwaltung gedrungen. Baubürgermeister Tilo Lindner bremste die Aufbruchstimmung, denn offenbar hatte man ihn über die baulichen Pläne im Vorfeld nicht ausreichend informiert. Zwar brachte er die Luftschlösser nicht vollends zum Einsturz, er gab aber zu bedenken, dass es für beide Bauvorhaben keine Fördermitteltöpfe gibt und dass es kaum zu schaffen sei, innerhalb von knapp zwei Jahren neue Förderungen zu finden, zu beantragen, den Bau zu planen und rechtzeitig fertigzustellen. Das wollten weder Oberbürgermeister Marco Müller noch die Fraktion der CDU hören und erst recht nicht akzeptieren. „Ich sehe es als meine Pflicht, auf die Gefahren dieses Plans hinzuweisen“, rechtfertigte Lindner seinen Einwand, der ihn in den Augen der Befürworter wohl zum „Spielverderber“ machte. Die Gefahr eines Investitionsstaus sehen vor allem die Freien Wähler. „Wir können ein schönes Fest feiern, aber dann in den kommenden Jahren einige unserer Aufgaben nicht bezahlen“, vermutet Stefan Schwager. Für die Sachsenparty die Gewinne der städtischen Gesellschaften heranzuziehen, findet er falsch. Immerhin wurde diese Notlösung auch abgelehnt, als es um die Kitabeiträge oder Ähnliches ging. Kämmerin Kerstin Köhler sieht schwierige Zeiten mit einem ganz spitzen Rotstift auf sich zukommen. „Wir müssen gemeinsam bereit sein, auch Einschnitte hinzunehmen, nur dann können wir das Fest finanzieren“, fügt sie an. Sie will jetzt weitere Förderquellen suchen und Einnahmepotenziale finden. Aber eins stehe außer Frage: Einschnitte zugunsten des Festes wird es in allen Amtsgebieten geben.


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