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Seite an Seite gegen den Stellenabbau

In Görlitz gingen heute wieder tausende Menschen auf die Straße, um für den Erhalt der Industriearbeitsplätze in Ostsachsen zu demonstrieren. Die Beschäftigten von Siemens und Bombardier bildeten dabei eine Menschenkette, die von Werk zu Werk reichte.

Es arbeiten viele Menschen bei Siemens und Bombardier in Görlitz. Wie viele es wirklich sind, ist manchmal gar nicht so leicht zu begreifen. Denn Zahlen sind schnell geschrieben, schnell gelesen, schnell gesagt. Wer ein besseres Bild davon bekommen wollte, was es bedeutet, wenn Bombardier in Görlitz bis zu 800 Stellen abbauen will und Siemens gleich das ganze Werk dichtmachen und damit über 700 Mitarbeiter (laut Angaben von Siemens, die IG Metall spricht von über 900) auf die Straße setzen will, der konnte das heute sehen. Denn heute kamen die Görlitzer Mitarbeiter beider Unternehmen zu einer Menschenkette zusammen, die vom Bombardier-Werk über den Brautwiesenplatz bis zum Siemens-Werk reichte. Sie standen alle Seite an Seite. Sie kämpften gegen den „unverschämten Umgang mit den Mitarbeitern“, wie es Jan Otto, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, formulierte. Mit allen Zulieferern hinge das Wohl von rund 10000 Menschen in der Region jetzt von den Entscheidungen von drei oder vier Leuten ab, so Otto. Derweil heißt es von Siemens, dass man neben dem Stellenabbau „weiter konsequent in Wachstumsmärkte investiert“. 2018 sollen sowohl die Investitionen in Forschung und Entwicklung als auch in Produktionsanlagen deutlich ausgebaut werden. Nur eben nicht in Görlitz. Die Zahl der Neueinstellungen in Deutschland soll in etwa auf Niveau des agbellaufenen Geschäftsjahres liegen. Da waren es 5200. Derzeit hat der Konzern laut eigenen Angaben 3200 offene Stellen, die er zum Großteil mit vom Umbau betroffenen Mitarbeitern besetzen will. Nur eben auch nicht in Görlitz. „Ein Arbeitsplatzverlust in der Größenordnung ist für die Region nicht verkraftbar“, sagte der Betriebsratsvorsitzende von Bombardier, René Straube. Dieses Signal müsse in Berlin ankommen. Man müsse es mit aller Vehemenz dort hintragen. Angekommen scheint es aber noch nicht zu sein, wie Jan Otto bekräftigt: „Frau Merkel hat sich bisher in einem Satz geäußert. Es wäre eine unternehmerische Entscheidung und sie verlange, dass das sozial gerecht geschieht.“ Deswegen dürfte das heutige Signal nicht das letzte sein.


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