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Katharina Kahl

In Pantoffeln zur Tagespflege

Über die Hälfte des Wohnungsbestandes der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Ebersbach-Neugersdorf befindet sich im Siedlungsbereich „Oberland“ im Ortsteil Ebersbach. Mittlerweile beträgt das Durchschnittsalter der WBG-Mitglieder dort 70 Jahre. Um die Lebensqualität der älteren Mieter zu erhalten sowie einer drohenden Leerstandsentwicklung entgegenzuwirken hat, die WBG jetzt ein neues Quartierskonzept entwickelt.
So soll der geplante Neubau aussehen. Visualisierung: Plankonzept GmbH Sandersdorf-Brehna

So soll der geplante Neubau aussehen. Visualisierung: Plankonzept GmbH Sandersdorf-Brehna

„Mit dem Dritten Pflegestärkungsgesetz, das am 1. Januar in Kraft getreten ist und in dessen Rahmen die ambulante Pflege weiter gestärkt wird, haben wir unsere Chance gesehen“, erzählt WBG-Vorstand Daniel Füssel. „Die neuen Möglichkeiten, die für uns aus der Gesetzesnovelle resultieren, möchten und müssen wir nutzen.“ Bis dato hatten die WBG-Mitglieder im Falle einer vorliegenden Pflegebedürftigkeit keine großen Alternativen zum Umzug in eine entsprechende Betreuungseinrichtung. Allerdings bedeutet für viele Menschen so ein Umzug, gerade im hohen Alter, eine große Belastung. Alte Gewohnheiten, enge Kontakte sowie die bekannte Umgebung müssen aufgegeben werden, zumal die Infrastruktur rund um die WBG gut ausgebaut ist. Mit einer Apotheke, einem Arzt, einem Friseur, einer Bäckerei, einer Physiotherapie, einem Blumenladen und einem Einkaufsmarkt des täglichen Bedarfs kann der Mieter auf kurzem Wege viele Dinge zu Fuß erledigen.

Kein Umzug nötig

Um einen Umzug zu verhindern, wurde bereits vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes angefangen, den Bewohnern eine barrierearme Wohnsituation zu schaffen. So wurde in einem Wohnblock der Oswald-Richter-Straße bereits ein Fahrstuhl installiert. Zwei weitere Aufzüge sollen bis Ende des Jahres folgen. Um den Bau samt der einhergehenden Grundrissänderungen zu realisieren, werden die Mittelwohnungen jeder Etage aufgelöst und infolgedessen geschossgleiche Zugänge zu den Wohnungen gewährleistet. Von den insgesamt 20 verbleibenden Zweiraumwohnungen werden zurzeit zehn leerstehende Wohneinheiten bis Mitte dieses Jahres umgebaut. Zukünftig sind die Wohnungen unter anderem mit breiteren Türen, neuen Balkonen, mit tiefen Balkontüren und einer schwellenlosen Dusche und nach Wunsch auch mit Wanne ausgestattet. Zusätzlich werden die Wohneinheiten mit einem technischen Assistenzsystem versehen, welches Unterstützungen im Alltag bietet

Neubau bis 2020

Über das größte Projekt der WBG spricht Vorstand Daniel Füssel mit besonderem Stolz. So ist ein kompletter Neubau innerhalb des Quartierskonzeptes geplant. Nach Rückbau des Blocks der Oswald-Richter-Straße 1-11 werden hier bis spätestens Anfang 2020 weitere 24 barrierefreie Einraumwohnungen entstehen. Innerhalb des zweigeschossigen Neubaus wird sich dann auch ein Träger aus dem Bereich der Pflegedienstleistung ansiedeln, welcher die Segmente Tagespflege, Kurzeitpflege und Verhinderungspflege abdecken und somit direkt vor Ort sein wird. Nicht nur die zukünftigen Bewohner des Neubaus sondern auch die Mieter des gesamten Quartiers sollen von dem Pflegeangebot rund um das Betreute Wohnen profitieren. „In Pantoffeln zur Tagespflege“ formuliert es Daniel Füssel mit einem leichten Schmunzeln.Für ihr Quartierskonzept wurde die WBG kürzlich vom Verband Sächsischer Wohnungsbaugenossenschaften mit dem diesjährigen VSWG-Award ausgezeichnet.


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