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Demo gegen die „Kahlschlagpolitik“ von Siemens

Rund 400 Beschäftigte versammelten sich heute vor den Toren von Siemens in Görlitz, um gegen den geplanten Abbau der Ausbildung zu protestieren. Zu der Kundgebung hatten IG Metall, Betriebsrat sowie Jugend- und Auszubildendenvertretung aufgerufen.

„Für augenblickliche Gewinne verkaufe ich die Zukunft nicht“ schrieb Werner von Siemens einst. Eine Aussage, die in Vergessenheit geraten zu sein scheint. „Siemens degradiert Berufs- und Studienausbildung endgültig zur Ware und zum Kostenfaktor, statt die Chancen und Innovationspotentiale zu nutzen, die in der Ausbildung eigener Fachkräfte liegen.“ So sieht die IG Metall die neuen Siemens-Pläne. Das Unternehmen hat angekündigt, die unter dem Namen Siemens Professional Education (SPE) laufende Ausbildungsabteilung in den kommenden Jahren durch Umstrukturierungen „neu auszurichten“. Dabei ist u.a. geplant, die Anzahl der Neueinstellungen im Bereich von Auszubildenden und dual Studierenden sowie der Ausbilderinnen und Ausbilder zu senken. Weiterhin prüft das Unternehmen die komplette Schließung einzelner SPE-Standorte. Um ein erstes Zeichen gegen diese Pläne zu setzen, hatten IG Metall, Betriebsrat sowie Jugend- und Auszubildendenvertretung heute zu einer Protestkundgebung geladen, zu der sich rund 400 Beschäftigte versammelten. Schon vorher hatte sich Jan Otto, Erster Bevollmächtigter IG Metall Ostsachsen, zu den Plänen geäußert: „Eine Schließung des Ausbildungszentrums in Görlitz hätte dramatische Folgen für die Fachkräftesituation im Werk und die Berufs- und Hochschulen der Region. Ein Konzern wie Siemens muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden, statt in Ostsachsen mit Kahlschlagpolitik die Zukunft aufs Spiel zu setzen. Die IG Metall wird sich vehement für die Sicherung der SPE einsetzen. Diese Kundgebung ist nur als erster Schritt zu verstehen.“ Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege war einer von mehreren Rednern auf der Kundgebung: „Es ist für mich unbegreiflich, dass man in einer Situation, wo die Demografie ihre Wirkung entfaltet, wo viele Ältere gehen und überall Arbeitskräfte gesucht werden, zulässt, dass die junge Generation nicht mehr in den Regionen ist, in denen produziert wird. Wie kann ein Konzern die Entscheidung treffen, zu zentralisieren. Und in den Gesprächen mit der Führung, nicht nur in Görlitz, konnte mir keiner erklären, warum man das macht und warum man das Potenzial hier liegen lässt. Wir müssen zusehen, dass wir Klartext sprechen. Wo die Produktion ist, da auch die Lehrausbildung. Wo das Fachwissen gefragt ist, müssen auch die Menschen eingesetzt werden. Es ist sträflich, denn es ist ein Sterben auf Raten, wenn die jungen Menschen nicht mehr da sind, dann findet man kein Potenzial mehr und dann ist die Firma gefährdet.“ Lukas Nitsche, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bei Siemens: „Wir fordern, dass die qualitativ hochwertige Ausbildung am Standort erhalten bleibt. Wir fordern ein Umdenken des Managements. Und zwar sofort. Wir kämpfen für die Region, damit auch unsere Kinder in Görlitz lernen können.“ Dieser Forderung schloss sich der Betriebsratsvorsitzende Christian Heinke an: „Diese Kundgebung ist wichtig, weil sie zeigt, dass wir für den Erhalt der SPE kämpfen. Das kann nur ein Auftakt sein, wir müssen weiter kämpfen. Unsere klare Forderung: Die Rücknahme der Schließungspläne!“


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