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Carola Pönisch

Wo schlafe ich heute?

Wohnungsnothilfe der Diakonie Dresden legt Zahlen für das vergangene Jahr vor.
Michael Schulz im Beratungsgespräch. Foto: Pönisch

Michael Schulz im Beratungsgespräch. Foto: Pönisch

 Nach Hause kommen, den Abend verbringen, essen, waschen, ins Bett gehen: Was für die allermeisten Menschen Normalität ist, stellt einige jeden Abend erneut vor die Frage »Wo schlafe ich heute?« Wie hoch genau die Zahl wohnungsloser Menschen ist, darüber wird in Dresden keine Statistik geführt. Dass es mindestens 568 sind, weiß man zumindest bei der Diakonie Dresden, Trägerin der Wohnungsnotfallhilfe auf der Mohnstraße 43 in Pieschen. Denn von den 1.079 Dresdnern, die sich im vergangenen Jahr hier Rat und Hilfe in Sachen Wohnen erhofften, hatten 568 bereits keine feste Bleibe mehr, weitere 261 waren unmittelbar von Wohnungslosigkeit betroffen. Meist alleinstehende Männer zwischen 20 und 40, allerdings waren auch 96 Familien mit Kindern von Wohnungsnot betroffen. Viele Gründe für Verlust Jobverlust, Alkohol, Drogen, Mietschulden, Kündigung, Räumungsklage: Die Abwärtsspirale kann sich relativ schnell drehen. Doch auch Partner, die sich trennen, können zum Fall für die Diakonie-Mitarbeiter werden. »Steht einer der beiden nicht im Mietvertrag, kann er sehr schnell ein Problem haben«, weiß Michael Schulz, Leiter der Beratungsstelle. Denn als wohnungslos gilt nach einer Definition des Deutschen Städtetages von 1987 jeder, der nicht über mietvertragsrechtlich abgesicherten Wohnraum verfügt. Dazu gehören laut Michael Schulz auch viele Betroffene, die abwechselnd bei Bekannten und Verwandten unterkommen. »Solche Menschen nimmt man nicht als wohnungslos wahr«, sagt Schulz. Anders dagegen jene 98 von den Diakonie-Mitarbeitern gezielt angesprochenen Menschen, die 2017 in Dresden tatsächlich auf der Straße lebten, was als »Platte machen« bezeichnet wird. Sie verstecken sich mit ihren Zelten oder Schlafsäcken in der Flutrinne, im Großen Garten oder in der Heide. In der Beratungsstelle auf der Mohnstraße können sie wenigstens duschen und Wäsche waschen. Immerhin: In 83 Fällen konnten Micheal Schulz und sein 13-köpfiges Team Betroffene in neue Wohnungen vermitteln, 138 Mal den Rauswurf aus der Wohnung noch abwenden und weitere 77 Betroffene in vorübergehende Unterkünfte vermitteln. Doch Fakt ist: Wohnungsnot wird sich weiter verschärfen. Sachsenweit waren 2016 (aktuellste Gesamtstatistik der Diakonie Sachsen) 3.179 Menschen wohnungslos, darunter 307 Kinder.


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