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Michael Eckardt

Wo liegt eigentlich Dunkeldeutschland?

Am 8. September, 20 Uhr, ist der Radebeuler Autor Sebastian Hennig mit seinem Buch „Unterwegs in Dunkeldeutschland“ im BuchHaus Loschwitz zu Gast.

 Vor knapp zwei Jahren sprach der damalige Bundespräsident von einem hellem und einem dunklen Deutschland. Diese Metapher wurde besonders in Sachsen als geographische Eindeutigkeit missverstanden, die Widerspruch und zuweilen auch Zorn erregte. Auf die Suche nach diesem „Dunkeldeutschland“ begab sich im Spätsommer bzw. Herbst 2015 der Radebeuler Autor Sebastian Hennig. Die Funde präsentiert er in seinem Buch „Unterwegs in Dunkeldeutschland“, aus dem er am Freitag im BuchHaus Loschwitz vortragen wird. Sein (Fuß-)Weg von Radebeul nach Potsdam führte ihn u.a. entlang von Elbe, Triebisch, Zschopau, Mulde, Röder, Elster, Havel usw. usf., eine Karte zur Orientierung hatte er, dem Leser wird sie vorenthalten. Wie wohl die heutigen Landschaften in der Wiege von Dunkeldeutschland blühen, war die ihn begleitende Hauptfrage. Einen Vorbildwandersmann hatte er im sächsischen Heimatfreund Edgar Hahnewald (1884-1961), der ähnliche Wanderungen beschrieb. Sebastian Hennig ist ein aufmerksamer Wanderer und Zeitdiagonstiker mit festem Analyseschema: Hat ein Dorf keine Post, Bahn, Kirche, Schule, Wirtshaus und Polizei mehr, ist es tot. Das dies vor 1990 anders gewesen sein muss, vernimmt man zwischen den Zeilen irgendwie fast immer, doch zum Glück grinst hier nicht Uwe Steimle durch die Buchstaben. Seine Wanderungen führen Hennig nicht nur durch den Raum der Landschaft, sondern auch durch die Zeit und damit durch seine eigenen Erinnerungen. Dabei bleibt es aber nicht, denn er scheint mit einem Koffer voller imaginärer Hämmer zu reisen. Da wäre zunächst der Wissenshammer, der am liebsten vor historischen Landsitzen, Denkmälern usw. herausgeholt wird, um aus dem Objekt alles für Autor und Leser relevante herauszudengeln. Gerne nimmt Hennig auch den Meinungshammer, der sowohl dann zum Einsatz kommt, wenn ihm etwas gefällt, als auch wenn ihm etwas missfällt, um mit deutlichem Klang Wertungen in seine Beobachtungen hineinzudreschen.  Leider bemerkt er dabei nicht, dass er manchmal statt des Schmiedehammers nur den Gummihammer erwischt und dieser, anstatt deutliche Schlagspuren zu hinterlassen, unberechenbar zurückfedert.                   


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