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Ultima Ratio Kettensäge

Sind die Tage eines Baumes gezählt, können sich die Dresdner sicher sein, dass der Fällung eine umfangreiche Überprüfung vorausgegangen ist. Das reicht im Zweifelsfall bis hin zu externen Gutachten und dem Einsatz von Spezialgerät. Auch Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen fragt gern nochmal nach.
Sarah Aberle, Mitarbeiterin des Regiebetriebs Zentrale Technische Dienstleistungen, bei der Baumkontrolle.        Foto: Schramm

Sarah Aberle, Mitarbeiterin des Regiebetriebs Zentrale Technische Dienstleistungen, bei der Baumkontrolle. Foto: Schramm

Der Spitzahorn an der Tannenstraße hat den Zweiten Weltkrieg und die DDR überlebt. Diesen Winter schafft er nicht mehr. Er wird dieser Tage zusammen mit 28 weiteren Bäumen im und am Alaunpark gefällt. „Aus ökologischen Gesichtspunkten sind Bäume äußerst wichtig für unsere Stadt. Unser Ziel ist es daher, alte Bäume so lange wie es geht stehen zu lassen“, sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen und freut sich, dass der Stadtrat vor einiger Zeit mehr Geld  für die Altbaumpflege locker gemacht hat. Doch manchmal, und das ist aktuell bei 0,2 Prozent des erfassten Baumbestandes in Dresden der Fall, komme man um eine Fällung nicht drum rum. „Nämlich dann, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist“, erklärt Jörg Lange, Abteilungsleiter der Grünflächenpflege. Verantwortung Spricht man über den Dresdner Baumbestand, dann geht es um nicht weniger als 53.000 Straßen- und bislang 20.000 gezählte Parkbäume. Durchaus eine gehörige Portion Verantwortung mit Blick auf das, was sich über unseren Köpfen im Wind bewegt. „Menschen sind glücklicherweise bislang nicht zu Schaden gekommen. Sachschäden gibt es schon hin und wieder“, gibt Lange zu. Strenge Regeln Die Dresdner Bäume werden auf der Grundlage einer anerkannten Fachrichtlinie regelmäßig kontrolliert – von den Mitarbeiter des städtischen Regiebetriebes und des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft. Der Aufwand, den sie dabei betreiben ist nicht unerheblich.
„Die Regelkontrolle beinhaltet zunächst eine visuelle Überprüfung von Wurzel, Stamm und Krone“, erklärt Kristina Klabes vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft. Mittels eines Sondierstabes werde zudem das Innere, genauer noch die Tiefe der Höhlung, überprüft. Fernglas und Schonhammer gehören ebenfalls zur Ausrüstung der Baumkontrolleure. Der Gesundheitszustand wird anschließend in einem Handheld-Gerät dokumentiert. Bleiben nach der Routinekontrolle Zweifel, folgt eine eingehende Überprüfung. „Hier wird dann eine Bohrwiderstandsmessung durchgeführt. Sie liefert uns detaillierte Erkenntnisse über die innere Beschaffenheit des Baumes“,  erklärt Klabes weiter und zeigt dabei ein Diagramm mit rapide abfallender Kurve. Der Verlauf eines gesunden Baumquerschnitts sieht anders (gleichbleibend) aus. Pflegemaßnahmen oder Fällung? Anhand der Daten wird am Ende entschieden, welche Pflege- und Sicherungsmaßnahmen Sinn machen. „Dazu gehören beispielsweise das Entfernen abgestorbener Äste oder das Einkürzen der Krone“, so Klabes weiter. Nützt das alles nichts, um die Verkehrssicherheit zu erhalten, muss der Baum gefällt werden. Holzzersetzender Pilzbefall ist in diesem Zusammenhang häufig ein Grund. Manchmal geht Prozedur allerdings noch weiter. Externe Gutachter „Bei besonderen Naturdenkmalen oder ortsbildprägenden Bäumen kann im Zweifelsfall auch ein externer Gutachter zu Rate gezogen werden, der u.a. Schallmessungen durchführt“, sagt Klabes. Die externe Expertise kostet jedoch viel Geld. In der Regel steigen die Prüfintervalle mit dem Baumalter. „Es gibt in Dresden Bäume, die mehrere Male im Jahr kontrolliert werden müssen, insbesondere nach extremen Wetterereignissen“, sagt Lange. Um Transparenz bemüht Für den Spitzahorn und seine zwei benachbarten Artgenossen ist die Zeit jedenfalls abgelaufen. Pappeln und Robinien in der Parkanlage davor müssen auch dran glauben. Dafür werden im Frühjahr 27 neue Bäume gepflanzt. Es sollen neue Baumgruppen entstehen, die den Parkbesuchern Schatten spenden. Frau Jähnigen liegt Transparenz bei der Angelegenheit sehr am Herzen. „Ich hinterfrage deshalb häufig die Fäll-Gründe“, gibt sie zu.                                             
             


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