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Mutige Werbung für mutiges Projekt

Inklusion bedeutet Zugehörigkeit. Das Gegenteil von Ausgrenzung also. Inklusion behinderter Menschen im Alltag ist sogar in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben. Doch die Realität sieht anders aus. Das Epilepsiezentrum geht mit seiner Inklusionsfirma „paso Doble“ und neuen Partnern jetzt neue Wege.
Clemens Burschyk (v.l.,Volkssolidarität), Martin Wallmann, Christoph Stolte (Diakonie) und einige Mitarbeiter des Inklusionsunternehmens paso doble. Foto: Nuck

Clemens Burschyk (v.l.,Volkssolidarität), Martin Wallmann, Christoph Stolte (Diakonie) und einige Mitarbeiter des Inklusionsunternehmens paso doble. Foto: Nuck

„Schraube locker?“ „Nicht ganz sauber?“ „Sprung in der Schüssel?“ Zugegeben, das sind provokante und doppeldeutige Fragen. Und ja, die meisten Mitmenschen nutzen solche Bemerkungen eher, um den vermeintlichen Geisteszustand einer anderen Person zu kommentieren als damit eine Reparatur- oder Reinigungsleistung zu umschreiben. Genau diese Doppeldeutigkeit ist reine Absicht für Martin Wallmann, Chef des Epilepsiezentrum Kleinwachau, und Alexander Nuck, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens zuständig ist.
Angelehnt an eine spanische Tanzart Schon 2010 gründete das Sächsische Epilepsiezentrum die Integrationsfirma „paso doble“. angelehnt an eine spanische Tanzart aus dem 19. Jahrhundert. Mit fünf Mitarbeitern startete das Unternehmen in der Radeberger Außenstelle der Behindertenwerkstatt des Epilepsiezentrums, übernahm die dortige Kantine, richtete ein öffentliches Café ein und veranstaltete Tanznachmittage. 46 Mitarbeiter beschäftigt Von diesem Konzept hat sich das „paso doble“ inzwischen verabschiedet. Heute beschäftigt die Inklusionsfirma 46 Mitarbeiter, davon haben 21 eine Behinderung, eine chronische Krankheit oder eine Lernschwäche. Angeboten werden Hausmeisterservice, Gebäudereinigung, Renovierungsarbeiten, Umzugs- und Transportservice, Haushaltshilfe, Hauswirtschaftsservice. Weitere Partner mit dabei Nun steht der nächste große Schritt bevor. Denn mit der Volkssolidarität Dresden und der Diakonie-Stadtmission hat sich Martin Wallmann zwei starke Partner an die Seite geholt. „Es ist das erste Unternehmen Mitteldeutschlands, in dem unterschiedliche soziale Träger gemeinsam für ein Ziel einstehen“, sagt er. Und das heißt: Expansion über Radeberg hinaus, neue Kunden bei öffentlichen Auftraggebern, Behörden und Landkreisen, vor allem aber im Privatbereich finden. Ein  neues Büro und Lagerflächen in der Landeshauptstadt werden gerade gesucht. Potenzial von Menschen nutzen Das „paso doble“ will wachsen. Denn darum geht es Wallmann: Das Potenzial von Menschen nutzen, die zwar eine Behinderung haben, dennoch in entsprechenden Werkstätten gut ausgebildet wurden und ihr Handwerk beherrschen. „Trotzdem haben die allermeisten auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chancen auf eine normale Anstellung“, weiß er aus Erfahrung. Denn Inklusion macht Mühe und kostet Geld. Aber es funktioniert, das „paso doble“ ist ein Beweis dafür. „Allerdings sind wir keine Billigkonkurrenz“, stellt Wallmann klar. „Die Mitarbeiter werden nach Tarif- und nicht nach Mindestlohn bezahlt.“ Leistung ist Erfolgsmesser Für die neue Werbekampagne mit den provokanten Sprüchen wählten Wallmann und Nuck daher auch sechs echte Mitarbeiter des „paso doble“ aus. Die Frage, ob behindert oder nicht, wird weder gestellt noch beantwortet. Der Erfolg der Firma bemesse sich ja an ihren Leistungen und nicht daran, ob Mitarbeiter  Downsyndrom oder Lernschwäche haben.  • Im Internet: www.pasodoble.de (Carola Pönisch)


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