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Luxusdieb: Abgehoben, aufgeflogen

Die Dresdner Polizei spricht vom größten Fall dieser Art in ihrer Geschichte: Im Industriegelände wurde im Februar eine Lagerhalle mit Diebesgut im Wert von mehreren 100.000 Euro ausgehoben. Der Fall bringt die Beamten an ihre Grenzen.

Der Chef des Dresdner Einbruchskommissariat Jürgen Leistner steht seit 1992 im Dienst der Dresdner Polizei. Einen Fall dieser Art, vor allem aber in dieser Größenordnung hat er noch nicht erlebt. Als die Beamten die Tür der Lagerhalle auf der Meschwitzer Straße im Februar öffneten, so wird berichtet, ist ihnen förmlich das Gesicht eingeschlafen. Mehr als 1.000 Gegenstände, ordentlich in Kisten verpackt und nach Inhalt beschriftet, fanden sie vor. Die Palette reicht von Laptops und Smartphones über Motor- und Fahrräder bis hin zu Klamotten, Werkzeug und Schreckschuss- sowie Anscheinwaffen. Allein zwei Tage hat es gedauert, das Depot leer zu räumen. „Wir sprechen über Diebesgut im Wert von mehreren Hunderttausend Euro“, sagt Leistner. Auffällig viele Dinge sind exklusiver Natur, wie beispielsweise mehrere Röhrenverstärker (Einzelpreis: ab 2.500 Euro), edle Mäntel (1.900 Euro) oder Carbon-Mountainbikes (bis 12.000 Euro). „In akribischer Kleinarbeit konnten wir inzwischen Gegenstände aus 30 Straftaten im Wert von 340.000 Euro zuordnen“, erklärt der erste Hauptkriminalkommissar weiter. Dazu gehören u.a. Kleidungsstücke aus einem Einbruch in ein Modegeschäft in der Neustadt im Oktober 2015 (Wert: 50.000 Euro) sowie 20 Pistolen und Gewehre aus einem Laden an der Altmarkt Galerie (September 2015). Der Fall stellt die Polizei auch vor ein logistisches Problem. Die eigens eingerichtete Asservatenkammer auf der Schießgasse ist dafür viel zu klein. Tatverdächtig ist ein 33-jähriger Dresdner. Über mehrere Jahre sollen er Einbrüche in Geschäftsräume, Wohnungen und Einfamilienhäuser in Dresden und Umgebung begangen haben. Inzwischen sitzt auch seine Lebensgefährtin (28) in U-Haft. Sie habe sich um den Vertrieb der Hehlerware gekümmert, heißt es. Möglicherweise gibt es noch mehr Beteiligte. "Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen", sagt Leistner. Das Gespann finanzierte sich aus den Erlösen ihrer Beutezüge ein luxuriöses Leben. „Dekadent trifft es auch“, meint der gestandene Beamte. Allein das Bett in ihrer Wohnung soll etwa 12.000 Euro gekostet haben. Zudem stießen die Ermittler auch auf eine vergoldete Tür und einen Gold-Kamin. Vermutlich wussten die Beiden nicht so recht, was sie mit dem geklauten Blattgold anstellen sollten. Das verschwand im November 2016 in einer Firma auf der Dohnaer Straße. Die Geschäfte liefen so gut, dass es keinen Anlass gab, einer „ehrlichen“ Arbeit nachzugehen. Selbst der Vermieter der Lagerhalle schöpfte keinen Verdacht. „Er bekam die Miete immer in bar und für einen langen Zeitraum im Voraus“, sagt Leistner. Der 33-Jährige ist der Dresdner Polizei schon durch Taten seit Ende der 90er Jahre bekannt. Auf die Schliche kam man ihm durch ein geklautes Auto. Seitdem sitzt auch der Beifahrer (36, m) in Haft. Das zur Fahndung ausgeschriebene Fahrzeug fiel einer Streife des Reviers Dresden-Nord bei einer Routinekontrolle im Januar auf. Es war ein Audi Q5, natürlich.


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