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Gläserner Zirkus oder Ein Nilpferd auf der Cockerwiese

Ab 31. März gastiert ein Zirkus in Dresden, der hier vielleicht ein letztes Mal seine Zelte aufschlagen darf.
Jedi, das Flusspferd, ist über 40 Jahre alt. Ob es dieses Alter in Freiheit erlangt hätte, ist ungewiss. Foto: Voyage

Jedi, das Flusspferd, ist über 40 Jahre alt. Ob es dieses Alter in Freiheit erlangt hätte, ist ungewiss. Foto: Voyage

Vorhang auf, Manege frei: Vom 31. März bis 23. April gastiert der Circus Voyage auf der Cockerwiese. In seiner Vorstellung werden u.a. Giraffen, Elefanten und ein Nilpferd zu sehen sein. Der Dresdner Stadtrat befasst sich gerade mit dem Thema »Wildtiere im Zirkus« und plant ein Auftrittsverbot für genau diese Tiere. Wie geht Zirkuschef Alois Spindler mit dem Thema um? Zirkus-Sprecher Sascha Grodotzki stand uns Rede und Antwort. 72 Städte und sechs Berliner Stadtteile (Stand Januar) haben sich bereits der Forderung der Tierschutzorganisation PETA angeschlossen und verboten, dass auf städtischen Plätzen Zirkusse auftreten, die bestimmte Wildtiere in der Manege auftreten lassen. Wie sehen Sie mit Blick darauf die Zukunft für den Zirkus Voyage? Werden Sie sich gar von Elefant, Giraffe und Nilpferd trennen müssen? Für uns steht es überhaupt nicht in Frage, auf unsere Tiere zu verzichten. Es gibt hierfür keine Gründe. Entsprechende Verbote sind rechtswidrig und im Notfall werden wir zusammen mit unserem Branchenverband VDCU e.V. gegen Verbote gerichtlich vorgehen. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für das von unwissenden Tierrechtlern behauptete Tierleid im Zirkus. Rechtlich gesehen ist ein entsprechendes Verbot auch nicht umzusetzen. So hat am 2. März das Oberverwaltungsgericht Lüneburg ganz klar entschieden, dass ein kommunales Wildtierverbot nicht rechtens ist. Diese Auffassung teilt auch die Landesdirektion Sachsen, die im Januar die Stadt Chemnitz aufforderte, einen entsprechenden Beschluss zu stornieren. Woher kommen dann die Vorwürfe von Tierschützern über das große Leid der Zirkustiere? Die Vorwürfe basieren auf rein persönlichen Meinungsäußerungen der Aktivisten und entziehen sich jeder Fachkenntnis. Enge Käfige, tierunwürdige Transportboxen oder angekettete Tiere existieren nur noch in deren Köpfen. Wir haben zum Beispiel einen ausfahrbaren Giraffen-Transportwaren, unser Flusspferd kann in einem transportablen 140.000 Liter-Becken planschen. Die Elefantenstallungen bestehen aus einer weltweit einmaligen 25 Tonnen schweren Konstruktion, die es den Tieren rund um die Uhr erlaubt, sich frei zu bewegen. Wir unterliegen strengen Auflagen und genauen Prüfungen für Amtsveterinäre. Die Einhaltung der Vorschriften wird an jedem Gastspielort mindestens einmal ohne Vorankündigung geprüft. Alle Ergebnisse werden in einem zentralen Zirkusregister in Berlin festgehalten, auf das bundesweit jedes Veterinäramt zugreifen kann. Glauben Sie mir: Kein Tierhaltungsbetrieb in Deutschland wird so oft unter die Lupe genommen wie der Zirkus. Sind Sie deshalb fast schon fast ein „gläserner Zirkus"? Ist das eine Reaktion auf die PETA-Aktivisten? Nein, wir waren schon immer transparent. Wir bieten öffentliche Fütterungen und Betriebsführungen an und vor allem den Medienleuten immer wieder Möglichkeit, Zirkusalltag hautnah mitzuerleben und darüber zu schreiben. Während unseres Gastspiels in Dresden laden wir zudem am 8. April um 11 Uhr Minister- und Landespräsidenten, Oberbürgermeister sowie Stadtrats- und Landtagsfraktionen zu einer Diskussion über das Thema Tiere im Zirkus ein. Sie sollen sich selbst ein Bild vor Ort machen... Die Fragen stellte Carola Pönisch

Fairer Umgang mit Zirkus?

Fakt 1: In §11 des deutschen Tierschutzgesetzes ist die bundesweite Genehmigung der Zurschaustellung vonTieren im Zirkus klar geregelt (und genehmigt) Fakt 2: Der Import von Wildtieren für Zirkusbetriebe oder Zoos ist bereits seit den 1970-er Jahren in Deutschland verboten. Die Tiere, die in Manegen auftreten, wurden/werden nicht in »wild« geboren, sondern wuchsen/wachsen in menschlicher Obhut auf und wären wegen ihrer engen menschlichen Bindung nicht in der Lage, in der Wildnis zu überleben Fakt 3: In Frankreich und Italien gilt Zirkus als Kulturgut, in der BRD als Gewerbebetriebe Fakt 4: Zerstörung von Zirkusplakaten (Gastspielankündigungen), gezielte Shitstorms, Beschimpfung von Zirkusbesuchern, Mahnwachen vor Zirkussen gehören zu den Aktivitäten der Zirkusgegner


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