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André Schramm

Erstes Massage-Studio dicht

Obwohl es gut lief, musste ein erotisches Massagestudio in Pieschen nun schließen. Die Angst der Mitarbeiterinnen vor einer Stigmatisierung war einfach zu groß.
Ellen räumt zusammen. Foto: Schramm

Ellen räumt zusammen. Foto: Schramm

Ellen sitzt in der Küche des Massagestudios auf der Leipziger Straße und schüttelt den Kopf. Sie ist die letzte Masseuse, die noch da ist. Ihre Kolleginnen haben sich die letzten Wochen nacheinander aus dem Staub gemacht. "Sie hatten einfach Angst, dass sie sich künftig als Prostituierte registrieren lassen müssen", sagt die 52-Jährige. Grund ist das Prostituiertenschutzgesetz, das seit Juli 2017 bundesweit gilt und derzeit in die Landesgesetzgebung gegossen wird. Damit wird künftig aus dem anzeige- ein genehmigungspflichtiges Gewerbe, das zudem an viele Auflagen gebunden ist. Das wohl größte Problem für die Masseurinnen ist die Registrierung als Prostituierte. Umgangssprachlich ist dann vom sogenannten Hurenpass die Rede.    16 Jahre in Pieschen "Weil uns nun schlicht die Mitarbeiterinnen fehlen, lohnt der weitere Betrieb des Studios nicht mehr", sagt Ellen. An Arbeit habe es die ganzen Jahre nicht gemangelt. Bis zu fünf Termine standen täglich in dem Kalender der gelernten Kosmetikerin. Bei ihren Ganzkörpermassagen wurde nichts ausgespart. "Der Mensch bestehst doch aus einem ganzen Körper oder etwa nicht", fragt sie. Eine Sache sei allerdings tabu: der Geschlechtsverkehr. "Das ist schon arbeitsvertraglich ausgeschlossen", erzählt Ellen. Warum das Gesetz nun auch für sie gelte, versteht sie nicht. "Mir persönlich ist es egal. Den jüngeren Kolleginnen war es das aber nicht", sagt sie.    "Kurzurlaub" Das Gros ihrer Kunden sind männlich, die wie Ellen erzählt "eine Auszeit nehmen oder Kurzurlaub machen". Allerdings gibt es Klienten mit einem ernsten, manchmal auch traurigen Hintergrund. Sie erzählt von einem älteren Mann, ein guter Stammkunde, der seit Jahren seine schwerstkranke Frau zu Hause pflegt und sich seine Kuscheleinheiten eben hier in der Erdgeschosswohnung auf der Leipziger Straße abholt. Menschen mit Behinderungen oder Impotenz waren auch schon bei ihr. "Nur weil man körperlich nicht mehr in der Lage ist, manche Dinge zu tun, ist doch das Gefühl trotzdem noch da", sagt sie. Männer, die einfach nur gedrückt werden wollten – auch das gab es. Das Problem sei, so glaubt Ellen, dass niemand so recht wisse, was man hier eigentlich mache. Es werde eben nicht großartig darüber gesprochen. Die Dresdner Massage-Studios haben eine Petition zum Erhalt ihres Angebotes gestartet.


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