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Eggerts Ostwind – Willkommenskultur

In den vergangenen Monaten ist kaum ein Begriff so gefühlsbeladen gebraucht worden wie der der „Willkommenskultur".

 Es verbinden sich damit die Szenen am Münchner Hauptbahnhof, als Flüchtlinge mit Beifall, Getränken und Blumen empfangen wurden. Und Bilder von Helfern, die Decken oder Kinderspielzeug verteilen. Für eine bislang unbekannte Variante sorgte neulich das diplomatische Protokoll der italienischen Regierung: Beim Rom-Empfang des iranischen Präsidenten Rohani durch Regierungschef Renzi in den Kapitolinischen Museen verschwanden antike Statuen nackter Götter in schnöden Holzkisten. Obzwar die marmornen Herrschaften schon ziemlich lange in der Welt sind und einem gebildeten Menschen wie dem iranischen Präsidenten nicht gänzlich unbekannt sein dürften, wurden sie aus „Respekt vor religiösen Gefühlen" des Staatsgastes verleugnet. Rohani bedankte sich mit schönen Aufträgen für die italienische Wirtschaft. Und deutsche Beobachter der Szene fragten sich sogleich, welche willkommens-kulturellen Verrenkungen das Berliner Protokoll vollführen müsste, falls sich allerhöchster iranischer Besuch bei der Kanzlerin anmeldet. Zu unserer Beruhigung – keine. Im Kanzleramt soll es an unverhüllter Kunst mangeln. Allerdings wäre es dumm, wenn der Gast einen Besuch der Dresdner „Alten Meister" wünschte. Wohin dann mit all den Rubens-Schönheiten? Ihr Hans Eggert


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