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„Dresden hilft Kobane“: Spenden für medizinische Ausrüstung

Im August reist die Crew um Oma Heidi mit dem spendenfinanzierten Rettungswagen Richtung Kobane
Kobane-Crew um Oma Heidi. Foto: Anja Osiander

Kobane-Crew um Oma Heidi. Foto: Anja Osiander

Oma Heidi ist startklar. Die 71-jährige Rentnerin aus Dresden ist zehnmal so alt wie der Rettungswagen, den sie demnächst auf seinem Weg ins kurdische Kobane begleiten wird. In Sachen Energie steht die zupa-ckende Seniorin dem PS-starken Lebensretter jedoch in nichts nach. „Für mich war immer klar, dass ich, wenn wir es schaffen, den Rettungswagen anzuschaffen, auf jeden Fall bei der Überführung an den Zielort dabei bin", erklärt Heidemarie Franzke, die alle Oma Heidi nennen, seit sie vor gut anderthalb Jahren in der Flüchtlingshilfe aktiv geworden ist. „So eine grauhaarige, ältere Dame gibt dem Unterfangen ja auch eine gewisse Seriosität", gibt sich Oma Heidi überzeugt. Als Ehrenamtliche unterstützt Heidemarie Franzke auch die Initiative „Dresden hilft Kobane", die im März 2015 von in Dresden ansässigen Kurden und engagierten Einheimischen ins Leben gerufen wurde. „Wir verstehen uns als humanitäre Initiative und wollen von Mensch zu Mensch helfen - jenseits aller ideologischen Auseinandersetzungen", erklärt Anja Osiander, Sprecherin der Initiative. Ziel sei es, das vom Bürgerkrieg in Syrien zerstörte Kobane beim Wiederaufbau zu unterstützen. Dass Hilfe im medizinischen Bereich am dringendsten gebraucht wird, hat Fettah Cetin mit eigenen Augen gesehen. Der 55-jährige Bauunternehmer stammt aus dem türkischen Diyarbakir. Seit 1977 lebt er in Deutschland, zunächst in Gießen und seit Mitte der 90er Jahre in Dresden. Zu Newroz, dem kurdischen Neujahrsfest, fährt er jedes Jahr in seine alte Heimat Anatolien. Von dort sind es nur drei Stunden bis zur syrischen Grenze. „Das Leid, das ich letztes Jahr in der Grenzstadt Suruc gesehen habe, konnte ich nicht vergessen", erinnert sich Cetin. „Als ich wieder in Dresden war, habe ich Bekannten davon erzählt und es entstand eine richtige Unterstützerwelle". Mehr als 14.000 Euro kamen bei der Spendenaktion für „Dresden hilft Kobane" zusammen. Davon haben die Aktivisten um Fettah Cetin einen ausgemusterten Rettungswagen erstanden, der voll funktionstüchtig ist und im August auf große Reise gehen soll. Knapp 4.000 Kilometer sind es bis nach Diyarbakir. Höchstens vier Tage schätzt Cetin, der die Strecke über Tschechien, Ungarn, Serbien und Bulgarien bis in die Türkei ausgezeichnet kennt. Ungewiss sei allerdings, wie lange dann die tatsächliche Überführung nach Kobane in Anspruch nimmt. „Wir nutzen den Umstand, dass unsere kurdischen Dresdner über enge persönliche und familiäre Bindungen in die türkisch-syrische Grenzregion verfügen", erklärt Sprecherin Anja Osiander. Welche Hindernisse jedoch tatsächlich in der aktuell eher instabilen Türkei warten, werde sich wohl erst vor Ort zeigen. Ziel sei es jedoch aus der Region Informationen und Kontakte mitzubringen, um eine dauerhafte Brücke zwischen den Hilfsbedürftigen in Kobane und den Hilfsbereiten in Dresden aufzubauen. Denn so wie Dresden sinnbildlich für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg steht, so hat auch das nordsyrische Kobane Symbolcharakter, wenn es um die Hoffnung auf eine friedliche und stabile Zukunft im Nahen Osten geht. Bevor es aber tatsächlich losgeht, ist am 10. August noch ein Fototermin mit Sachsens Staatsministerin für Gleichstellung und Integration geplant. Als Schirmherrin unterstützt Petra Köpping die Initiative „Dresden hilft Kobane" schon seit vielen Monaten, da diese konkrete Fluchtursachen bekämpft. „Es ist wichtig, den Blick zu heben und dorthin zu schauen, von wo sich die Menschen aufmachen und warum sie das tun", so Köpping. Über die Reise selbst wird die Crew um Oma Heidi und Fettah Cetin, zu der auch zwei Dresdner Rettungssanitäter gehören, regelmäßig auf der Webseite der Initiative www.dresden-hilft-kobane.de mit Fotos und kurzen Texten berichten. (pm)


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