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André Schramm

DJ Happy Vibes: Mit 130 BPM durch die Zeit

Andreas Hofmann, besser bekannt als DJ Happy Vibes, erhöht die Schlagzahl – weniger das Tempo seines Beats, viel mehr die inhaltliche Intensität seiner Songs. In „German History 2“ hat er 56 Audioschnipsel deutscher Politiker zwischen Drums, Synthesizer-Klängen und Klassik-Mucke gepackt. Eine 18-minütige Nachhöre der letzten sechs Jahre soll das werden, Asylkrise, TTIP und Fußball-WM inklusive. Produktionsstatus: fast fertig.

Auf dem Weg nach Kesselsdorf überlege ich, wann ich das erste Mal von DJ Happy Vibes gehört habe, dem Mann mit Schiebermütze und der unglaublich guten Radiolaune.  Es muss wohl Mitte der 90er Jahre gewesen sein, als wir damals in Massen ins Mega Drome an den Stadtrand von Radebeul strömten. „Eine verrückte Zeit“, sagt Happy Vibes. Tagsüber moderiert, abends die Party gerockt. Zwei bis drei Tage die Woche Schlaf. Mehr sei nicht drin gewesen. Der Lebenswandel holt sich aber seinen Tribut irgendwann, trotz Alkohol- und Nikotinabstinenz die ganzen Jahre. „Heute merk ich das“, sagt der 50-Jährige, der genau genommen gar nicht gut auf die Medien zu sprechen ist. In der Gegenwart angekommen. Ging schneller als gedacht. Petiton & Hymne

Zwei Gigs, so sagt der Künstler, habe ihn die Berichterstattung über seine Person, die Petition gegen die Flüchtlingsunterkunft in Kesselsdorf und die Pegida Hymne gekostet. Substanziell sei nicht sehr viel übrig geblieben. Die Unterkunft wurde verworfen, die Hymne sei ein Freundschaftsdienst für einen Kumpel gewesen, der das Studio brauchte. Das Stadtfest Bischofswerda und einen Auftritt in Senftenberg konnte sich der Kesselsdorfer trotzdem abschmatzen. „Da wird beim Boulevard eben mal fix mein Bild bei Pegida reinmontiert, obwohl ich noch nie dort war“, sagt er und schüttelt dabei den Kopf. German History Happy Vibes wollte unsere Geschichte dem jungen Publikum schmackhaft machen, die Meilensteine vom Kaiserreich bis 2010 im musikalischen Gewand servieren. Mission erfüllt bei knapp 450.000 Youtube-Klicks.  German History rangiert ganz oben in der Gunst seiner Hörerinnen und Hörer. Dass sich ein Bautzener Anwalt ein wenig an den Tondokumenten aus dem Dritten Reich störte und daraufhin die Landesmedienanstalt anspitzte, ließ die Gerüchteküche brodeln. Droht die Zensur oder sogar ein Verbot? „Alles Käse“, meint der Künstler und verweist auf Guido Knopp, die Nachrichtensender und viele andere Programme, die ohne die schwarz weiß Aufnahmen von damals wahrscheinlich nix zu senden hätten. Die Urheberrecht und das Verwenden von Zitaten von Personen der Zeitgeschichte seien zudem recht unkompliziert, meint der Produzent. Musik ist Hobby, Casino ein Geschäft Hofmann sieht die Musikproduktion inzwischen nur noch Hobby, eher zum Abschalten, nicht als Geldmaschine. „Die Zeiten sind längst vorbei“, sagt er. Seine Brötchen verdient er mit Casino-Shows, die man in der gesamten Bundesrepublik buchen kann.  In die musikalische Collage Nummer 2 hat er trotzdem viel Zeit investiert , sich unzählige Bundestagsdebatten reingezogen und durch Polit-Interviews und Talkrunden gequält – immer auf der Suche nach „unglaublichen“ O-Tönen unserer Politiker. „Das gesamte politische Spektrum wird zu Wort kommen“, verspricht er.   Radioshow ohne Ende 19 Jahre Maximal – keine andere Radioshow in der BRD hat so lange durchgehalten. Geheimrezept? „Authentizität“, sagt er knapp. Das wurde mit der letzten Mediaanalyse mit 20 Prozent mehr Höreranteil belohnt. Das politische Leben hat er inzwischen hinter sich gelassen, ist aus der CDU ausgetreten. Politik sei nicht ehrlich, meint er. Die meiste Zeit widmet er seinem Sohn. Der Samstagabend gehört dem Sender, der Sonntag der Familie. „German History 2“ erscheint am 30. September 2016.       


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