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An der Wasseroberfläche gekratzt

Im Rhein und in der Ostsee ist sie inzwischen eine Plage: Die Schwarzmundgrundel. Eingeschleppt aus dem Schwarzen Meer verbreitet sich der Fisch inzwischen auch in Sachsens Gewässern. Die Folgen sind noch nicht absehbar. Ansonsten ist unter der Wasseroberfläche alles paletti, fast.

Die gute Nachricht zuerst: Den Fischbeständen im Freistaat geht es gut, sogar besser als noch vor zehn Jahren. „Wurden 2005 noch 70 Prozent der Arten als gefährdet eingestuft, sind es inzwischen nur noch 39 Prozent“, sagte Norbert Eichkorn,  Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), mit Blick auf den aktuellen Fischatlas. Das Werk dokumentiert Vorkommen, Biologie, Bedeutung und Gefährdung von rund 90 Fisch-, Krebs- und Rundmaularten, die in Sachsen heimisch waren oder es sind. Neben der guten Entwicklung unserer Gewässer, sind die geänderten Modalitäten für die Einstufung nicht ganz schuldlos an dieser grundsätzlich positiven Bilanz.   So werden inzwischen einzelne Formen einer Art nicht mehr getrennt betrachtet. Bachforelle fühlt sich wohl Als häufigster Fisch in sächsischen Fließgewässern gilt die Bachforelle, die inzwischen auch in Gewässersystemen des sächsischen Tieflands vorkommt (zum Beispiel Jahna). Döbel, Flussbarsch, Zander und Wels sind ebenfalls häufig anzutreffen. Letzterer konnte im gesamten Verlauf der Elbe nachgewiesen werden. Die Experten vermuten, dass es durch der Klimaerwärmung zu einer weiteren Zunahme der Welspopulation kommen wird. Weniger gut sieht es beim Atlantischen Lachs aus. Trotz des ambitionierten Wiederansiedlungsprogramms, das der Freistaat seit Mitte der 90er Jahre betreibt, gilt er als „vom Aussterben bedroht“. Lachs in der Mulde Dass dieser Fisch allerdings in Flüssen gefunden wurde, die nicht Bestandteil der Besetzung durch Menschenhand sind, lässt hoffen. So sind Junglachse im Krippenbach, in der Biela und in der Gottleuba nachgewiesen worden. In diesem Spätherbst hat die Videokontrollstation im Lachsbach 18 Exemplare (Rückkehrer) erfasst, der größte maß immerhin 112 Zentimeter. „Selbst in der Freiberger Mulde gibt es inzwischen Nachweise für Lachs. Höchstwahrscheinlich sind sie durch das Hochwasser dorthin gelangt“, sagte Dr. Gert Füllner vom Referat Fischerei im LfULG. Maifisch, Finte, Stör gelten als ausgestorben, zumindest in Sachsen. Schlechte Nachrichten gibt es auch für alle Aal-Freunde. Im Vergleich zum Monitoring 2005 ist dessen Bestand rückläufig. So weist der Fischatlas weniger Funde in der Elbe, dafür aber mehr in der Großen Röder (Großenhain) aus. Die EU hat aufgrund der rückläufigen Bestände ihre Mitgliedsstaaten bereits 2007 zu Managementplänen verdonnert. In Sachsen existiert so ein Plan für die Elbe. „Invasionäre“ Schwarzmundgrundel Bei der offenbar unbeliebten Schwarzmundgrundel war es nur eine Frage der Zeit für einen Nachweis. „Es gab bereits Berichte aus Tschechien. Als der Fischatlas im Druck war, konnte Ende September auch in unseren Gewässern dieser sehr durchsetzungsstarke Fisch gefunden werden“, so Dr. Gert Füllner. Nachwuchsspezialist, Nahrungskonkurrent und Krankheitsüberträger – was die Fachliteratur über die Grundel schreibt, klingt alles andere als gut. „Die Angler am Rhein klagen seit Jahren über diesen Fisch“, weiß Füllner. Die Ausbreitung der Schwarzmundgrundel wird nicht selten als „invasionär“ beschrieben.
Überraschend war für die Wissenschaftler die Entdeckung einer für Sachsen untypischen Krebsart. So wurde in der Nähe von Pillnitz erstmals der Steinkrebs auf sächsischem Territorium entdeckt. „Bisher kannte man diesen Krebs nur in Bayern oder weiter südlich“, erzählt Füllner. Der aktuelle Fischatlas (30 Euro) kann unter 0351/2103671 bestellt werden.                    (André Schramm)


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