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Sascha Hache

„Wir sind nicht Pegida oder irgendeine Partei“

Fast über Nacht wurde das Gewerbegebiet Greenpark zu einer Asylunterkunft. Der Protest der Anwohner vor einem Jahr war laut – eine Bürgerinitiative (BI) wurde gegründet. Deren erster Sprecher, Christian Haase, blickt jetzt zurück und natürlich auch voraus.
Christian Haase an der Einfahrt zum „Greenpark“ – der „Unruheständler“ setzt auch weiterhin auf einen konstruktiven Dialog zum Asylbewerberheim in der Nachbarschaft. Foto: has

Christian Haase an der Einfahrt zum „Greenpark“ – der „Unruheständler“ setzt auch weiterhin auf einen konstruktiven Dialog zum Asylbewerberheim in der Nachbarschaft. Foto: has

Bautzener BI „Asylbewerberheim Greenpark“ blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück

Der 68-jährige Maschinenbau-Ingenieur im Unruhestand wohnt direkt an der Greenpark-Einfahrt und gehört der ungefähr 40-köpfigen BI seit deren spontan erfolgten Gründung an.  Anfänglich wurde das Heim komplett abgelehnt. Aber schon damals versuchte Christian Haase, frei nach dem Motto „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“, bestmöglich zu moderieren. „Dadurch kam es zu einigen Brüchen – manche Mitglieder der ersten Stunde verließen uns, neue kamen hinzu. Uns war schnell klar, dass wir gegen die Einrichtung des Heims nichts ausrichten können.“ Eine Belegung mit mehr als 250 Asylsuchenden wird bei der räumlichen Enge im Greenpark aus Sicherheitsgründen immer noch als zu groß empfunden, „aber nun versuchen wir, das Bestmögliche für alle Beteiligten zu erreichen. Unser Ziel ist ein friedliches Neben- und Miteinander sowie Lebensqualität für alle in unserem Wohngebiet“, erklärt der Kopf der sechsköpfigen Sprechergruppe der BI. Diese fand übrigens für sich einen Weg, der sie von strikten Asylgegnern klar unterscheidet und ihr so z.B. vom Landratsamt Respekt einbrachte – und die Bereitschaft, mit den Bürgern auf Augenhöhe zu sprechen. „Wir sind nicht Pegida oder irgendeine Partei und können an der großen Politik nichts ändern. Wir versuchen stattdessen, im stetigen Dialog mit Landratsamt, Heimbetreiber und Lokalpolitikern aller demokratischen Parteien, auf etwaige Missstände am Heim hinzuweisen und diese dann beseitigen zu lassen.“ Zu diesem Zweck werden monatlich Konfliktsituationsberichte verfasst. Festgehalten werden in diesen z.B. Ruhestörungen oder verschiedene Polizeieinsätze. „Von diesen ist dann aber in den öffentlichen Polizeimeldungen nichts zu lesen“, wundert sich nicht nur Christian Haase. Demnächst geht für die BI die Arbeit aber erst richtig los. Während aktuell 165 Asylsuchende – „Für uns das gerade noch verträgliche und zu beherrschende Höchstmaß“ – im Greenpark leben, sollen es noch vor Weihnachten bis zu 260 sein. „Ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass wir in einem Jahr sagen könnten: Unsere Bedenken waren zu krass“, hegt Christian Haase trotz aller bisherigen guten Ansätze gewisse Zweifel an dieser Vision.


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