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Gleiche Schrift für gleiche Bürger?

Ortschilder führen zur Bedrohung der sorbischen Sprache. Nicht nur auf den ersten Blick, besonders auf den zweiten. Davon ist zumindest Franziska Schubert, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, überzeugt und kritisiert nach wie vor die unterschiedlichen Buchstabengrößen der zweisprachigen Ortsbezeichnungen.

Auch mit der Antwort auf eine „kleine Anfrage“ an die sächsische Staatsregierung ist die Sprecherin für sorbische Angelegenheiten eher unzufrieden.  „Die Staatsregierung sagt, dass es aufgrund von Normen bei den Ortstafeln nicht möglich sei, die sorbische Bezeichnung der Orte in gleicher Größe anzuführen. Aber wieso schafft es dann Brandenburg, wo die gleiche Schriftgröße bereits seit drei Jahren gesetzlich vorgeschrieben ist?“, fragt sie. 
Sie sei insbesondere darüber verwundert, dass es „im sorbischen Siedlungsgebiet keine Festlegungen zu unterschiedlichen Schriftgrößen“ gäbe und fordert die konsequente Umsetzung dieses Prinzips auch für die sorbischen Bezeichnungen auf den Ortstafeln. „Ich fordere darüber hinaus, dass ein amtliches Verzeichnis sorbischer Ortsnamen außerhalb des Siedlungsgebietes erstellt sowie die Änderung der entsprechenden Vorschrift auf den Weg gebracht wird. Der Aufwand dafür ist gering und steht somit mit dem wichtigen Ziel der Erhaltung der sorbischen Sprache in keinem Verhältnis“, so Schubert.
Ein viel zu frühes Sommerloch-Thema? 
Nicht für die Betroffenen selbst, wie von  Marko Kowar, Geschäftsführer der Domowina, zu erfahren war. „Für uns ist es schon ein Thema. Vor allem in Bezug auf unsere Bemühungen zur Erhöhung des Images der sorbischen Sprache im öffentlichen Raum. Gleiche Schriftgrößen sind sichtbares Zeichen von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit“, sagt Kowar, der sich aber besonders über die zahlreichen Schreibfehler in den Namen selbst mächtig ärgert: „Dies hatte übrigens der Beauftrage für sorbische Angelegenheiten beim Landkreis Bautzen schon vor fünf Jahren auf der Agenda.“ 
Zudem bemängelt Marko Kowar die mangelhafte Umsetzung einschlägiger sächsischer Gesetze bezüglich der zweisprachigen Beschriftung touristischer Kennzeichnungen. Hier sieht er noch Reserven, zumal es offenbar auch anders laufen kann. „Es gibt viele Beispiele in Europa, wo mehrsprachige Bezeichnungen zum Selbstverständnis einer Region gehören und entsprechend praktiziert werden (Südtirol oder  Belgien). Aber auch in der Lausitz gibt es genügend positive Beispiele, die aber nicht flächendeckend praktiziert werden.“ 
Was meint Sachsens Verkehrsminister? 
Martin Dulig (SPD) argumentiert mit Platzproblemen. Auf üblichen Ortstafeln an Straßen passe kein gleichgroßer Schriftzug von 126 Millimetern. Die Tafeln (1260 x 840 mm) wären genormt. Folge: In Sachsen ist der deutsche Schriftzug 105 mm groß, der sorbische hingegen nur 70 mm. Ihre Meinung? Liebe Leserinnen und Leser, weil uns Ihre Meinung wichtig ist, freuen wir uns auf jede Zuschrift zum Thema. Ganz konventionell per Post oder per E-Mail an unseren Lokalreporter: berndwitscherkowsky@wochenkurier.info.
Bernd Witscherkowsky


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