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Ein alter Bahnhof voll neuer Ideen

Mit zarten 32 Jahren ist Marika Barber jetzt stolze Besitzerin eines Bahnhofs. Die junge Sozialpädagogin aus Demitz will dem alten Gemäuer neues Leben einhauchen. Doch dafür braucht sie noch Leute mit Ideen und vor allem Sponsoren, denn rund eine Million Euro sind nötig, um das Denkmal wieder richtig in Schuss zu bringen.
Marika Barber will das Neukircher Bahnhofsgebäude wieder mit Leben erfüllen. Ideen hat sie viele – und sucht nach Unterstützern. Foto: hgb

Marika Barber will das Neukircher Bahnhofsgebäude wieder mit Leben erfüllen. Ideen hat sie viele – und sucht nach Unterstützern. Foto: hgb

„Es hätte auch eine Lagerhalle in Demitz werden können. Jetzt ist es ein Bahnhof in Neukirch. Da ergeben sich gleich viel mehr Möglichkeiten“, freut sich Marika über ihren Kauf. Warum sich eine so junge Frau in dieses finanzielle Abenteuer stürzt, erklärt sie WochenKurier: „Zusammen mit meiner Mutter habe ich ein großes Hobby, wir sind begeisterte Sammlerinnen von Trödel. Doch irgendwann ist jedes Haus mal voll. Jeder verfügbare Raum, der Dachboden, alles war gefüllt. Einfach alles verkaufen war keine Option, denn die meisten Dinge sind dafür viel zu schade. Da habe ich mich nach Stauraum umgesehen und im letzten Jahr den Bahnhof entdeckt.“ Marika schaut sich das Angebot lange an, klickt es jedoch wieder weg. Was soll sie auch mit einem solch riesigen Gebäude? Im März stößt sie durch Zufall erneut auf die Anzeige. Der Bahnhof stand noch immer zum Verkauf. „Ich war ein paar Tage später zufällig in der Nähe und dachte `schaust du dir das Haus einfach mal an`. Mein erster Gedanke war, wie man ein so schönes Gebäude einfach verfallen lassen kann. Ich fand das Haus sehr schön, obwohl es ja eine Liebe auf den 2. Blick war“. Zusammen mit einem befreundeten Bausachverständigen und ausgestattet mit der Erlaubnis der Deutschen Bahn wird der Bahnhof erneut in Augenschein genommen. In welchem Zustand ist die Substanz? Was muss dringend repariert werden. Was wird es kosten, das Gebäude wieder herzurichten? Aus den 19.000 Euro in der Anzeige für den Kauf wird schnell ein siebenstelliger Betrag; eine Summe von rund einer Million Euro steht plötzlich im Raum. Der Bausachverständige, Hilmar Köhler, ereinnert sich: „Nach diesem Besuch im alten Bahnhof hat Marika mich nicht mehr angerufen. Später habe ich irgendwo gehört, dass sie den Bahnhof tatsächlich erwerben will.“ Zum Glück für Marika verzichtet die Gemeinde Neukirch auf das Vorkaufsrecht und selbst die Kaufsumme kann sie noch etwas drücken. So erwirbt sie schließlich am 1. Juni 2016 einen Bahnhof für 18.000 Euro. Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler ist erleichtert: „Ich habe mich riesig gefreut, dass jemand ernsthaft Interesse an der Immobilie hatte und sie auch tatsächlich gekauft hat.“ Verständlich, denn an einige Aktionen von vorherigen Interessenten erinnert sich der Bürgermeister nur ungern: „Ein potentieller Käufer wollte das Haus ungesehen erwerben und uns dann als Flüchtlingsheim anbieten. Das war schon unter der Gürtellinie.“ „Der Bahnhof wird nicht zum 500sten Trödelmarkt in der Oberlausitz“, verspricht Marika. Trödel ja, ein wenig - jedoch soll damit Geschichte vermittelt werden. Das eine oder andere Teil kann daher erworben werden. Grundsätzlich ist es jedoch marikas Bestreben, historische Alltagsgegenstände zu retten, deren Geschichte zu ergründen, sie zu restaurieren. Das Trödel-Ausstellungs-Projekt soll im Ostfügel des riesigen Hauses untergebracht werden. Für den Westflügel und den Mitteltrakt hingegen gibt es noch reichlich Platz für externe Ideengeber, die sich gern verwirklichen möchten. Schulungsräume, behindertengerechte Wohnungen, Platz für Veranstaltungen... alles ist möglich. Einzig der Technikraum ist nicht mehr verfügbar, den wird die Netz AG der Bahn weiterhin mieten und nutzen. Die nächsten Schritte Die Sanierung erfolgt in mehreren Schritten. Als erstes muss das Haus nun dringend vor Nässe geschützt werden; das Dach wird repariert, das Gebäude entkernt, viele Fenster und Teppiche wurden bereits entfernt, das „Haus soll atmen“. Und dann kann es eigentlich auch schon losgehen. Mit dem neuen Leben im alten Bahnhof, mit Marikas Plänen und mit hoffentlich vielen Menschen, die Platz für ihre Ideen suchen. Denn Platz, den hat die junge Frau mit der Vision jetzt wirklich reichlich. Melden Sie sich doch einfach mal bei ihr... • Informationen Der Bahnhof Neukirch West wurde nach Plänen aus dem Jahr 1873 gebaut. Er liegt an der Zugstrecke Bautzen - Bischofswerda - Bad Schandau.

Nach mehr als 100 Jahren als Wohn- und Zweckgebäude für die Bahn sucht die neue Eigentümerin Leute mit Ideen und vor allem Sponsoren, die sie bei der Millionen-Sanierung unterstützen möchten.

Mehr Infos: Marika Barber, Tel.: 0173 5849642, Email: karin.marika.barber@gmail.com (H. Gbureck)


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