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Von der Kunst, sich einen großen Giganten zu angeln

Jan Lehmann ist begeisterter Sportfischer, der sich mit dem Fang eines 2,59 Meter langen Welses einen Namen in der Szene machte. Spezialisiert auf das Wallerangeln hält der gebürtige Leipziger inzwischen gut besuchte Vorträge.

Ihre Leidenschaft sind Wels oder Waller, wie die Angler sagen. Was fasziniert Sie an diesen Fischen?
Sicherlich die schiere Größe dieser tollen Tiere. Und die Tatsache, dass der Wels wirklich schwer zu überlisten und zu fangen ist. Der Wels steht an der Spitze der Nahrungskette innerhalb des Gewässers und er hat ein gegenüber Weißfischen doch sehr ausgeprägtes Lernvermögen. Das alles führt zu den instinktiven und ausgeprägten Verhaltensmustern eines großen Jägers, die den Fang so anspruchsvoll und jeden Erfolg für mich zu etwas Besonderem machen. Ihr wohl größter bisher gefangener Wels war satte 2,59 Meter lang und 110 Kilogramm schwer und sprach italienisch. Erzählen Sie doch mal von diesem vielleicht einmaligen Erlebnis.
In dem Jahr waren wir bereits viermal zum Fischen an den italienischen Fluss Po gefahren. Jedes Mal hatten wir das Glück, auch gute Fische zu fangen, jedoch fehlte der krönende Abschluss. Wobei wir sicher nicht an solche Dimensionen dachten. Spontan ergab sich im November kurzfristig die Möglichkeit nochmals für vier Tage dorthin zu fahren. Durch ein Unwetter stieg der Wasserstand enorm an. Das war Chance und Risiko. Wir entschieden uns für einen guten Platz, der jedoch bei weiter steigendem Pegel nicht lange zu halten war. So mussten wir bei schnell steigendem Wasser unsere Köder so exakt wie möglich platzieren und durften keine Zeit verlieren. Einfaches Fischen war das nicht. Trotz all dieser Widrigkeiten belohnte uns der Fluss mit drei Welsen, wovon der größte diese fast schon unvorstellbaren Ausmaße hatte. Welse liegen die meiste Zeit auf der faulen Haut, fressen nur alle paar Wochen, werden bis zu 80 Jahre alt und sind ganz schön schlau. Womit locken Sie die schwer zu fangenden Fischgiganten an die Angel? Die Kunst ist es zu erkennen, ob sie gerade „faul herumliegen“ oder aktiv auf Nahrungssuche sind. Dementsprechend müssen auch die Angelmethoden ausfallen. Da der Waller ein revierbildender Fisch ist und in seinem Rückzugsgebiet ein Platzhirsch ähnliches Verhalten aufweist, kann man ihn zu seinen inaktiven Phasen, sofern man die Standplätze der Fische kennt, gut mit nahezu allen gängigen Kunstködern reizen und ab und an zum Anbiss provozieren.
Aktive Fische befinden sich meist auf Nahrungssuche. Hier wiederum sollte man versuchen entlang der natürlichen Zugstrecken der Fische seine Naturköder (Würmer, kleinere Fische uvm.) zu präsentieren. Und dann sind da noch die Karpfen. Kennt jeder und schmeckt vielen. Was ist für Sie das Besondere an diesem Fisch?
Der ursprüngliche Reiz, dem Karpfen nachzustellen lag darin begründet, dass er unter den Weißfischen die größten Ausmaße annimmt und in unseren Breiten auch in fast jedem Gewässer zuhause ist.
Was kann der normale Hobbyangler zum Karpfenfischen von Ihnen in drei Sätzen lernen? Ein Satz ist für die Angelei an sich sehr aussagekräftig: „Angeln und Singen, kannst du nicht erzwingen“. Nach 25 Jahren und vermutlich hunderttausenden Stunden am Wasser, kann ich sagen, dass es keinen sicheren Erfolg gibt. Das Glück gehört immer auch mit dazu. Aber dem Erfolg sehr nahe kommt man beim Karpfenangeln vielleicht, in dem man folgendes beachtet: Du kannst nur die Fische fangen, die auch in einem Gewässer sind. Weniger ist immer mehr. Karpfen sind unheimlich neugierig. Biete ihm daher etwas an, was er nach Möglichkeit nicht kennt. Was macht generell einen erfolgreichen Angler aus? Und welche Grundausrüstung sollte er haben? Da muss ich doch glatt noch einen Leitsatz hinterherschmeißen. „Zeit ist der beste Köder.“ Ein guter Angler sollte sich in erster Linie Zeit für sein Vorhaben nehmen, Geduld mitbringen und vor allem sein Vorhaben nicht gleich beim kleinsten Misserfolg über den Haufen werfen. Angelgerät gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, viel entscheidender sind die oben genannten Faktoren und ein Gefühl für Natur und Wetter.
Vom 7. bis 9. Oktober findet in Leipzig wieder die große Messe Jagd und Angeln statt. Das Thema Angeln hat eine ganze eigene Messehalle mit vielen Ausstellern und dem bekannten Angelforum, bei dem Sie auch Ihren Vortrag zum gezielten Ansitzen auf Wels in der Region halten. Was reizt Sie an der Messe und warum sind Sie dabei? Mein wohl größter Reiz an dieser Messe ist die Nähe zu meinem Wohnort. Da ich zu vielen Messen im Jahr meist lange Strecken mit dem Auto fahren muss, ist diese Messe direkt vor meiner Haustür für mich purer Luxus. Weiterhin finde ich auch die Verbindung von Jagd und Angelei sehr reizvoll.
Haben Sie die Zeit über die Messe zu gehen? Einen Rundgang über die Messe lasse ich mir nicht nehmen und auch die von mir so geliebten Fachgespräche mit anderen Anglern und Interessierten gehören genau wie gutes Essen zu so einem Event dazu.

Nicht nur für Angler

• Infos zum Angeln, aber auch zu Wald & Forst, Jagd & Sportschießen gibt‘s auf der Messe Jagd & Angeln • Termin: 7. bis 9. Oktober • Öffnungszeiten: 9 Uhr bis 18 Uhr • Ort: Agra Veranstaltungsgelände Leipzig • Internet: www.jagd-und-angeln.de


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