Seitenlogo
sst

„Nichts spricht gegen eine Bejagung des Überschusses

Helge Rübartsch ist leidenschaftlicher Jäger. Seit 20 Jahren engagiert er sich in Sachsen zudem als Züchter und Ausbilder deutscher Jagdterrier, ist Mitglied im Deutschen Jagdterrier Club e.V. Privat ist der gebürtige Nordrhein-Westfale als Anwalt tätig, spezialisiert auf Bau-, Architekten- und Vergaberecht, aber auch auf Jagd- und Waffenrecht.

Was hat Sie zu einem „leidenschaftlichen Jäger“ werden lassen?
Ich glaube, die Gene. Beide Großväter waren leidenschaftliche Jäger. Bereits als kleiner Junge war ich ständig mit im Revier. Die Jagd ist für mich nicht nur Hobby oder Zeitvertreib. Das Verständnis für die Natur und ihre Zusammenhänge, die Wahrnehmung der Umwelt als Jäger, die Übernahme der Verantwortung für das Wild und das Biotop machen für mich die Jagd aus. Nur ein Teilaspekt ist dabei die Erlegung von Wild. Um es frei nach dem Philosophen y Gasset zu sagen: „Ich jage nicht, um Wild zu erlegen, sondern ich erlege Wild, um gejagt zu haben“. Ihre zweite Leidenschaft sind die deutschen Jagdterrier; Sie sind Züchter und Ausbilder. Was macht die Faszination dieser Hunde für Sie aus; wie werden die Hunde eingesetzt und was müssen die Tiere in ihrer Ausbildung wichtiges lernen? Die Faszination der deutschen Jagdterrier liegt in ihrer Jagdleidenschaft. Als idealer Jagdgeselle für Stöber- und Drückjagden sind die Hunde mutig am Raubwild, apportieren und sind auf der Nachsuche nach krankem Wild verlässliche Finder. Für die Jagd auf Wildschweine ist der deutsche Jagdterrier prädestiniert aufgrund seiner geringe Größe und schnellen Wendigkeit. Die Hunde haben dadurch eine geringere Verletzungsgefährdung. Einen Jagdterrier muss man nicht „zur Jagd tragen“, sondern eher bremsen. Daher geben wir Züchter ihn auch ausschließlich in Jägerhände ab. Was sind/waren Ihre schönsten Jagderlebnisse; was die Momente im Wald, die Sie am meisten beeindruckt haben? Dafür reicht dieses Interview nicht (lacht). Die erfolgreiche Nachsuche auf krankes Wild als wichtiger Bestandteil der Hege. Aber auch weidgerecht erlegtes Wild im eigenen Revier. Tolle Jagderlebnisse sind auch das Lauschen des Brunftrufes des Hirsches. Der Jagdhornklang des „Jagd vorbei Halali“ am Ende einer Treibjagd beim Fackelschein gehört sicher auch dazu. Das ursprüngliche Erlebnis in und mit der Natur zählt, das einen manchmal sogar an die eigenen Grenzen und darüber hinaus bringt. Was bedeuten für Sie Hege und Pflege oder anders gefragt: Warum brauchen wir in Deutschland überhaupt aktive Jäger, die den jagdlichen Auftrag ernst nehmen und umsetzen? Wir brauchen in Deutschland aktive Jäger, um dem gesetzlichen Auftrag der der Erhaltung eines artenreichen Wildbestandes unter Berücksichtigung der Belange der Land- und Forstwirtschaft gerecht zu werden. Dabei sollten noch viel mehr Jäger einen ganzheitlichen Blick auf Wald und Wild und Biotoppflege haben. Sehr kritisch zu hinterfragen ist jegliche einseitige oder ideologische Blickrichtung. Wild gehört zum Wald, die von selbsternannten „Jagdmanagern“ oder „Ökojägern“ propagierte Parole „Wald vor Wild“ ist naturfern und ausschließlich profitorientiert. Aber auch das künstliche Heranzüchten von übermäßigen Wildbeständen ist ebenso falsch wie die totale Ablehnung der Jagd. Wild reproduziert sich und hat in Deutschland keine flächendeckend auftretenden Fressfeinde. Nichts spricht gegen eine fachgerechte Bejagung des entstehenden Überschusses; dies ist für den Naturschutz sogar notwendig. Und letztlich handelt sich beim Wildfleisch um ein hochwertiges, gesundes Nahrungsmittel. Mit Ihrer Kanzlei in Dresden sind Sie nicht nur im Bau-, Architekten- und Vergaberecht, sondern auch im Jagd- und Waffenrecht tätig. Als Jäger haben Sie regelmäßig Umgang mit Waffen. Welche Regeln stellen sicher, dass nichts passiert? Das Jagdrecht und das Waffenrecht sowie das Tierschutzgesetz sind sehr streng. Es gilt der Grundsatz, dass Sicherheit vor Jagderfolg geht. Die überdurchschnittlich hohen Anforderungen an den Jäger im Hinblick auf Transport, Umgang, Führen und Gebrauch der Waffe sowie die persönliche Zuverlässigkeit sorgen für Sicherheit. Dank dieser Vorschriften und der hervorragenden Jagdausbildung in Deutschland ist sowohl die Zahl der Unfälle auf der Jagd oder mit Jagdwaffen als auch Missbrauch außerordentlich gering. In der Zeit vom 7. bis  9. Oktober findet in Leipzig wieder die Messe Jagd und Angeln statt... Ich bin jedes Jahr Besucher dieser wichtigsten Jagdmesse in Ostdeutschland. Hier kann man sich über aktuelle jagdliche Themen informieren und alles erleben, was zur Jagd gehört, umrahmt von einem klasse Programm mit Jagdhundevorführungen, Greifvögeln und Jagdhornklängen. Besuchen Sie auch die Landeszuchtschau der deutschen Jagdterrier (9. Oktober, 10 Uhr) oder machen Sie mit Ihrem Hund sogar mit? Selbstverständlich werde ich unseren Jagdterrierclub bei der Landeszuchtschau besuchen und unterstützen. Meine diesjährigen Welpen sind erst sieben Wochen alt und noch zu jung, ein Rüde aus meinem vorherigen Wurf (Ares von der Erashöhe) war 2015 Sieger der Landeszuchtschau. Es ist eine Freude, diese agilen kleinen Jagdhunde auf der Messe zu sehen. Die Besucher sollten die Gelegenheit nutzen, diese Rasse genauer kennenzulernen.

Nicht nur für Jäger

Infos zum Angeln, aber auch zu Wald & Forst, Jagd & Sportschießen gibt‘s auf der Messe Jagd & Angeln
• Termin: 7. bis 9. Oktober
• Öffnungszeiten: 9 Uhr bis 18 Uhr
• Ort: Agra Veranstaltungsgelände Leipzig
• Internet: www.jagd-und-angeln.de


Angebote und Unternehmen zu diesem Thema
Meistgelesen