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„So lange die Stones spielen, machen wir weiter“

Janós Kóbor, Sänger und Bandleader der ungarischen Kultband Omega, legte exklusiv für WochenKurier einen Zwischenstopp in Dresden auf dem Weg zum Konzert nach Erfurt ein.

Janós, du kommst nonstop direkt von Budapest, bist wie immer gut gelaunt, scheinst kein bisschen gestresst?
Spielst du etwa auf mein Alter und den Titel des neuen Albums „Testamentum“ an? Nein, ich fühle mich körperlich und geistig nicht älter als ein munterer Mittvierziger. Meine Jungs und ich werden überhaupt nicht müde, um ständig Neues auszuprobieren.

Omega hat ja bis heute nichts an seiner phänomenalen Beliebtheit eingebüßt...
Und das, obwohl wir schon seit September 1962 auf der Bühne stehen, nur knapp drei Monate später als die Rolling Stones. 
Was sagt deine Familie eigentlich dazu, dass du wegen der Musik kaum zu Hause bist?
Ich habe mich diesbezüglich in den letzten Jahren, wie man auf deutsch sagt, zusammengerissen. Früher stand ich noch an 300 Tagen auf der Bühne, mittlerweile trete ich etwas kürzer. Wenn ich einmal zwischen den Konzerten ein paar Tage relaxen kann, kreuze ich gern mit Frau und Tochter mit meinem Segelboot über den Plattensee.
Du feierst am 17. Mai deinen 74. Geburtstag, denkt man da nicht auch mal ans Aufhören?
Ich habe einst ein Versprechen gegeben: Solange die Rolling Stones spielen, machen wir auch weiter!
Du hast dich optisch kaum verändert. Dein Markenzeichen ist nach wie vor, neben der großen Sonnenbrille, vor allem die schulterlange Löwenmähne. Was ist das Geheimnis der silberglänzenden Haarpracht?
Ganz einfach, ich gehe nicht zum Friseur und färbe nicht. Alle zwei Tage wasche ich sie aber mit Wasser vom Plattensee, es stärkt die Haarwurzeln und sorgt für den seidenen Glanz.
Hast du in der Schule schon davon geträumt, Rockmusiker zu werden?
Von wegen! Ich schwärmte als Siebenjähriger für Rigoletto und Aida. Kein Wunder, meine Eltern waren begeisterte Opernfans und nahmen mich oft mit ins Theater.
Du hast aber doch Heiligabend 1960 vom Großvater eine Elvis-Presley-Platte geschenkt bekommen...
Ja, als Dank dafür, dass ich ihm im Weinberg geholfen habe. Das war ein regelrechter Kulturschock für mich.
Wie und wann kam es dann aber zur Änderung deines Musikgeschmacks?
Schon zwei Jahre später wurde ich Mitbegründer einer Schülerband. Das erste Konzert gaben wir 1962, schon unter dem Namen Omega, an der Technischen Hochschule Budapest. Omega ist der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet und wurde unser Band-Symbol. Fünf Jahre später erschien neben ersten Singles auch die Platte „Paint It Black“ mit einer Coverversion jenes Superhits der Rolling Stones.
Warst du aber nicht auch ein talentierter Leichtathlet, hast eisern für die Olympischen Spiele 1964  in Tokio trainiert?
Mein Idol war zu jener Zeit der deutsche Hürdensprinter Martin Lauer. Doch eine langwierige  Knieverletzung bedeutete das Ende meiner Sportlerkarriere.
Solltest du nicht eigentlich Architekt werden?
Mein Großvater und mein Onkel waren Architekten. Ich sollte die Familientradition fortsetzen, habe dann auch in Budapest an der University of Technology studiert. Aber Großraumbüro und seelenlos Plattenbauten – das war nichts für mich.

Glück im Unglück. Denn ohne dich hätte es Omega mit den bis heute über 50 Millionen verkaufter Schallplatten, weltweit erlangten Gold- und Platinstatus, nicht gegeben. Ein Volltreffer gelang euch 1969 mit dem Ohrwurm „Das Mädchen mit dem Perlenhaar“...
Wahsinn! Der Song gewann internationale Preise und wurde von vielen Musikern, wie Frank Schöbel („Schreib es mir in den Sand“) oder von den „Skorpions“ („White Dove“) nachgesungen.
Wenn ich mich nicht irre, stand Omega außer mit den Beatles mit vielen berühmten Bands wie „Queen“, „The Who“ und den „Rolling Stones“ auf der Bühne?
Mc Cartney & Co. pflegten doch einen ganz anderen Musikstil. Allerdings haben wir uns anfangs optisch an deren langen Haaren orientiert.
Die einmalige Gelegenheit, Janós mit Omega live zu erleben, gibt’s am 2. Oktober im Dresdner Kulturpalast.           


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