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„Ich wollte auch im Rollstuhl Sportler bleiben”

Und seit 10 Jahren trainiert er die Cottbuser Rollstuhl-Basketballer. Jens Neumann und Sport: Wer den 42-Jährigen kennt, weiß genau, dass dies schon immer so war. Und auch so sein wird. Auch nach seinem tragischen Unfall vor über 20 Jahren. Neumann hat sich in bester Sportlermanier zurück ins Leben gekämpft. Geholfen hat ihm dabei der Sport, seine Begeisterung gibt er seit zehn Jahren an die Cottbuser Rollstuhl-Basketball-Mannschaft Red Rollers weiter.
Seit einem Autounfall ist Jens Neumann unverschuldet im Rollstuhl. Dennoch ist der einstige Handballer dem Sport treu geblieben. Heute ist der Ball nur etwas größer: Als Spielertrainer betreut er die Rollstuhl-Basketballer Red Rollers Cottbus in der Regionalliga.  Foto: jho

Seit einem Autounfall ist Jens Neumann unverschuldet im Rollstuhl. Dennoch ist der einstige Handballer dem Sport treu geblieben. Heute ist der Ball nur etwas größer: Als Spielertrainer betreut er die Rollstuhl-Basketballer Red Rollers Cottbus in der Regionalliga. Foto: jho

Cottbus/Bernsdorf. Wegen einer Erkältung hat der Spielertrainer am Wochenende in Jena das Team nur von der Seitenlinie betreut. Sonst stürzt er sich mit seinem maßangefertigten Spezialrollstuhl selbst in die Zweikämpfe um Korbleger und Rebounds. Rollstuhl-Basketball hat in Cottbus eine lange Geschichte, die Tradition geht zurück bis Mitte der 70er-Jahre. 
Der 42-Jährige kam 2007 zur Mannschaft, die heute als Abteilung des Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportvereins e.V. in der Regionalliga antritt. 
Neumann, der in Bernsdorf bei Hoyerswerda lebt, ist seit frühester Jugend dem Sport verbunden. 1989 wurde der Handballer mit der damaligen Nachwuchs-Truppe von Lok Hoyerswerda sogar DDR-Meister. Auch nach der Wende blühte dem Rechtsaußen eine verheißungsvolle Zukunft als aktiver Sportler. Bis zum November 1995. 
An den Tag, der sein Leben verändern sollte, erinnert sich Jens Neumann heute noch: „Ich war auf einer Disko, wollte nach Hause. Eine Bekannte nahm mich schließlich mit. An einer Kreuzung geschah dann der Unfall...” Ein Auto krachte seitlich in den Trabant. Genau da, wo Jens Neumann saß. Die Diagnose: Querschnittslähmung ab der Hälfte des Oberkörpers abwärts. „Damals brach für mich eine Welt zusammen. Von einer auf die andere Sekunde war nichts mehr wie vorher. Und ich wusste, dass ich immer auf Hilfe angewiesen sein werde.”
Doch als Sportler half ihm auch hier sein Kämpfer-Gen. Noch in der Reha in Kreischa kam er mit dem Rollstuhl-Basketball in Kontakt. „Das hat mir geholfen. Ich wollte auch im Rollstuhl Sportler bleiben.” Später lernte er seine heutige Ehefrau kennen, im Jahr 2005 wurde sein Sohn geboren. 
Den Lebensmut, den er sich selbst auch durch den Sport zurückgeholt hat, will Neumann nun weitergeben. Als Trainer bei den Red Rollers an seine Mitspieler. Aber  auch im Rahmen der ersten Cottbuser Pflegemesse, die der WochenKurier am 4. und 5. März organisiert. „Wir sind da sehr gerne vor Ort, weil wir uns als als Verein präsentieren können. Aber natürlich kommen wir gern auch mit anderen ins Gespräch.”
So habe auch ihm der Sport wieder eine Aufgabe im Alltag gegeben. „Sicher werde ich immer auf fremde Hilfe angewiesen sein. Aber wenn es mir und meinen Mitspielern gelingt, anderen Mut zu machen, trotz Rollstuhl aktiv zu sein, haben wir bereits eine Menge erreicht.”
Spätestens zum nächsten Spieltag am 18. Februar will Jens Neumann seine Erkältung auskuriert haben und sein Team wieder auf dem Feld unterstützen... Im Rahmen der ersten Pflegemesse „Zukunft Pflege”, die der WochenKurier am 4. und 5. März in den Cottbuser Messehallen präsentiert, werden auch die Red Rollers eine Rolle spielen. Cottbus. Im Rahmenprogramm der Messe können die Besucher am Sonntag selbst einmal ausprobieren, wie es sich in so einem Spezialrollstuhl sitzt und einige Körbe werfen. „Das ist sicher für jeden mal eine interessante Erfahrung. Unser Korb ist ja genau so hoch wie beim normalen Basketball, nur dass wir viel tiefer sitzen. Man braucht viel Kraft im Oberkörper”, berichtet Rollers-Coach Jens Neumann. Neben solchen Erlebnisangeboten soll die Messe auch Plattform für wichtige Fragen rund ums Thema Pflege sein. So wird es eine Podiumsdiskussion und diverse Fachvorträge zum Thema geben. Weitere Informationen online unter www.pflegemesse-cottbus.de  Jan Hornhauer           


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